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unternehmen und vielleicht die «grünen» Szenen noch einmal filmen.<br />

Das Problem bestand darin, daß ich keine Vorführkopie besaß.<br />

Meine Arbeitskopie war durch die schlechten Schneidetische —<br />

damals hatte ich noch keinen Steenbeck-Tisch — so schwer gerädert<br />

und beschädigt, daß sie durch keinen Projektor mehr lief. Da<br />

aber Geyer unglücklicherweise den größten Teil der Muster ohne<br />

Fußnummern kopiert hatte, würde es eine Unmenge Zeit kosten,<br />

die Originale für eine neue Kopie herauszusuchen. Und die Zeit<br />

war knapp. Schon in wenigen Wochen sollte der Sender eröffnet<br />

werden. Der japanische Präsident des Senders wollte sich mit mir<br />

auf der «photokina» in Köln treffen, und dort sollte ich ihm die<br />

Muster vorführen.<br />

Auf jeden Fall wollte ich den Versuch wagen. «Peterle», wie ich<br />

Erna Peters noch heute nenne, hatte für einige Monate Urlaub<br />

genommen, sie betreute und versorgte mich wie eine Mutter. Im<br />

Schneideraum sortierte sie das Material, beschriftete die Büchsen,<br />

klebte die Kürzungen zusammen. Sie war das pflichtbewußteste<br />

und fleißigste Menschenkind, das mir in diesem Beruf begegnet ist.<br />

An diese Zeit, die wir beide damals im Schneideraum verbrachten,<br />

denkt sie noch heute mit Schrecken. Es war der verzweifelte Versuch,<br />

durch unzählige Schnittversuche aus dem verkorksten Material<br />

noch eine verwendbare Filmrolle herzustellen. Täglich arbeiteten<br />

wir bis zu achtzehn Stunden im Keller. Der Schneideraum hatte<br />

keine Fenster, so daß wir nicht bemerkten, ob es Tag oder Nacht<br />

war. Wir vergaßen Essen und Trinken, und aus meinem Kalender<br />

ersehe ich, daß es oft fünf Uhr früh war, bis wir aus dem Keller<br />

kamen. Ich wollte mir die einzigartige Chance des japanischen Angebots<br />

nicht entgehen lassen. In der Tat konnte ich noch rechtzeitig<br />

eine große Rolle von den Ringkampffesten und der Seribe zusammenstellen.<br />

Nun hing alles nur von Geyer ab, ob sie in der Lage<br />

waren, eine brauchbare Vorführkopie herzustellen.<br />

Inzwischen rückte die «photokina» immer näher, aber trotz ständiger<br />

Anfragen und Bitten hatte ich von Geyer noch immer keine<br />

Kopie erhalten. Es war zum Wahnsinnigwerden. Verzweifelt mußte<br />

ich ohne die Kopie nach Köln fliegen. Die letzte Nachricht von<br />

Geyer besagte, daß sie es wegen technischer Schwierigkeiten noch<br />

nicht geschafft hatten, aber versuchen wollten, die Rolle direkt<br />

nach Köln an den Kodak-Stand zu schicken.<br />

Täglich wartete ich in Köln am Messestand bei Kodak — die<br />

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