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chen dich tot!»<br />

Das Surren der Bienen schwoll immer stärker an, fast pausenlos<br />

schrie Horst: «Tute, Tute, Mohamed, Arabi», aber niemand hörte<br />

ihn. So lagen wir schweißgebadet eine gute halbe Stunde, bis wir<br />

endlich Stimmen und Geräusche hörten. Ich erkannte Tute, einen<br />

Verwandten des Omda, wagte aber noch nicht, die Decke zu öffnen.<br />

Da hörte ich Feuer knistern. Die Nuba räucherten die Bienen<br />

aus. Erst seitdem weiß ich, daß Bienen in den Rauch fliegen und<br />

dabei sterben. Mit Schrecken fielen mir die nahebei stehenden Benzinkanister,<br />

die Gaspatronen und der ausgetrocknete Strohzaun ein!<br />

In Sekunden stünde unser Lager in einem Flammenmeer. Als wir<br />

uns aus den Decken wickelten und ins Freie taumelten, hing an<br />

einem Baumast ein Bienenschwarm, einen Meter lang, unter den<br />

Tute und zwei andere Nuba brennende Strohfackeln hielten. Der<br />

Boden war mit toten Bienen übersät, zahllose flogen noch wie irre<br />

herum. Wir alle bekamen schmerzhafte Stiche ab und waren erst<br />

von den Bienen befreit, als die Sonne unterging.<br />

Die Unglücksserie schien nicht abzureißen. An einem Morgen<br />

während des Frühstücks geschah das Unglück. Plötzlich ein Knall,<br />

Flammen an unserem Baum, und schon brannten meine Kleider, die<br />

dort auf einer Leine hingen. Mit Decken und Sand konnte Horst<br />

das Feuer ersticken. Unser Gaskocher, längst abgestellt, war explodiert.<br />

Keine Stunde später lief ich innerhalb unseres Lagers mit<br />

dem Kopf gegen einen tiefhängenden Baumast und trug eine Gehirnerschütterung<br />

davon. Während Horst, der sich beim Löschen<br />

des Feuers die Hand verbrannt hatte, mir Kompressen um den<br />

Kopf legte und Kamillenumschläge auf die anschwellenden Augenlider,<br />

hörten wir das Herankommen großer Wagen. Sie hielten unmittelbar<br />

vor unserem Zaun. Horst schaute durch das Stroh und<br />

sagte: «Wir bekommen Besuch. Draußen stehen zwei Unimog-Fahrer,<br />

scheinen Touristen zu sein.»<br />

Wie kamen um alles in der Welt Touristen hierher? Horst ging<br />

hinaus, um mit den Fremden zu reden. Später erzählte er mir, es<br />

seien nette Leute, die durch die Indiskretion eines Beamten erfahren<br />

hätten, wo wir arbeiten. Sie wollten mich besuchen.<br />

Einige hatten auch den Bericht der «Neuen Zürcher» gelesen und<br />

das Büchlein des amerikanischen Wissenschaftlers James Faris, der<br />

vor Jahren ein bemerkenswertes, mit Farbfotos illustriertes Buch<br />

über die Südost-Nuba herausgegeben hatte. Nun waren sie enttäuscht,<br />

daß sie die bemalten Nuba nicht zu sehen bekamen. Am<br />

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