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wäre dies das Todesurteil unseres Films gewesen. Alle Personen,<br />

die den Südsudan besucht hatten — damals waren das nur wenige<br />

—, berichteten von den großen Schwierigkeiten, Eingeborene zu<br />

fotografieren. Einige, die es versuchten, wurden sogar ins Gefängnis<br />

gesteckt, oder man nahm ihnen die Kameras weg.<br />

Da unser Flugzeug nur einen Tag in Khartum Station machte,<br />

blieb mir wenig Zeit. Es war August, der heißeste Monat in dieser<br />

Stadt. In dem alten Gebäude, in dem die Direktion für den Tourismus<br />

untergebracht war, wurde ich schon erwartet. Die Uhrzeit war<br />

schriftlich vereinbart worden. Hier lernte ich den ersten Sudanesen<br />

kennen, und er war mir sofort sympathisch. Er war Direktor der<br />

Abteilung Tourismus und hieß Ahmed Abu Bakr. Sein Alter schätzte<br />

ich auf fünfzig Jahre, das volle Haar war graumeliert, sein Gesicht<br />

strahlte Wärme und Herzlichkeit aus. Wir hatten sofort<br />

Kontakt, und da er gut englisch sprach, konnten wir uns ohne<br />

Dolmetscher unterhalten. Wie in arabischen Ländern üblich, spricht<br />

man nicht sofort über den Zweck des Besuchs. Es wurden Kaffee<br />

und Zitronenwasser gebracht. Über unseren Köpfen drehte sich ein<br />

riesengroßer Propeller, Klimaanlagen gab es damals in Khartum nur<br />

wenige.<br />

Ahmed Abu Bakr erzählte, er habe im Krieg als Oberst mit den<br />

Engländern gegen Rommel gekämpft, den er sehr bewunderte. Überhaupt<br />

war er ausgesprochen deutschfreundlich, so daß ich bald das<br />

Gefühl bekam, einiges bei ihm erreichen zu können. Er zeigte mir<br />

dann verschiedene Ölbilder, die er gemalt hatte, darunter auch Porträts<br />

von Eingeborenen aus dem Südsudan. Das gab mir den Anstoß,<br />

mein Anliegen vorzubringen.<br />

Auf einer großen Landkarte zeigte er mir den Nil. Der Sudan, das<br />

größte Land Afrikas, ist zehnmal so groß wie die Bundesrepublik,<br />

aber nur dünn besiedelt. Die Grenzen des Sudan haben die Engländer<br />

gezogen, die bis Ende 1955 dieses Land als Kolonialgebiet verwaltet<br />

haben. Um diese Grenzen hat es und gibt es immer noch<br />

Unruhen und Kämpfe. Die in den südlichen Provinzen des Sudan<br />

lebenden Eingeborenen sind keine Moslems, sie haben ihre eigenen<br />

Naturreligionen oder sind durch Missionare Christen geworden.<br />

Aber noch schwerwiegender als diese religiösen Gegensätze zwischen<br />

Nord und Süd wirkt sich wohl der Umstand aus, daß noch<br />

bis in unser Jahrhundert hinein viele der Südsudanesen von Arabern<br />

als Sklaven an südarabische Länder verkauft wurden. Darin<br />

sah ich den Hauptgrund für das unüberbrückbare Mißtrauen zwi-<br />

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