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Leni Riefenstahl ist zweimal von deutschen Gerichten überprüft und von Schuld<br />

freigesprochen worden. Ihre frühere Verbindung mit der Nazi-Partei ist kein Grund<br />

für einen ständigen Boykott ihrer Arbeit, dann könnten die Fernseh- und Filmgesellschaften<br />

niemals mehr ihre klassischen Filme von der Olympiade 1936 sehen.<br />

Tatsächlich werden sie aber immer wieder gezeigt.<br />

Keine offizielle Beschwerde erfolgte, als wir vor fünf Jahren in der ‹Sunday<br />

Times› ihre brillanten Aufnahmen der ‹Nuba› brachten. Wir sympathisieren mit<br />

ihren Gefühlen, glauben aber nicht, daß sie eine logische Basis haben.<br />

Der Herausgeber.»<br />

Diese Anerkennung war eine Herausforderung an mich. Ich durfte<br />

die Redaktion nicht enttäuschen, aber gute Bilder zu erreichen,<br />

war ungeheuer schwierig. Der Kampf der Fotografen um Ausweise<br />

und gute Plätze war mörderisch. Oftmals hockte ich stundenlang in<br />

einer der Sporthallen auf dem Fußboden, um ein paar besondere<br />

Aufnahmen zu bekommen.<br />

Da ereignete sich ein grauenhaftes, unfaßbares Verbrechen. Sechs<br />

Tage vor Beendigung der Spiele ermordeten arabische Terroristen<br />

im Olympischen Dorf zwei israelische Sportler und hielten neun<br />

als Geiseln fest. Die Spiele wurden unterbrochen. Wir waren alle<br />

vor Entsetzen gelähmt.<br />

Es folgten Stunden unerträglicher Spannung. Die Terroristen drohten,<br />

die Geiseln zu erschießen, wenn ihre Forderung, 200 Häftlinge<br />

aus israelischen Gefängnissen zu entlassen, nicht erfüllt werde. Das<br />

Ultimatum lief um 12 Uhr ab, es wurde jedoch im Lauf des Tages<br />

immer wieder verlängert. Scharfschützen hatten das Haus, in dem<br />

sich die Mörder mit ihren Geiseln befanden, umstellt, während<br />

Unterhändler mit den Terroristen verhandelten. Ab und zu erschien<br />

einer der Geiselnehmer maskiert auf dem Balkon. Die Fotos der<br />

Banditen gingen um die Welt.<br />

Stundenlang warteten wir voller Unruhe im Presse-Zentrum auf<br />

Nachrichten, bis die Meldung kam, die Terroristen seien mit ihren<br />

Geiseln in Hubschraubern zum Flughafen Fürstenfeldbruck gebracht<br />

worden. Nach weiteren ungewissen Stunden gab es eine Sensation.<br />

Es war spät in der Nacht, als ein Pressesprecher verkündete, die<br />

Terroristen konnten überwältigt und alle Geiseln befreit werden. In<br />

der vollbesetzten Pressehalle brach Jubel aus. Erleichtert, daß es<br />

unter den Geiseln keine weiteren Opfer gegeben hatte, fuhr ich in<br />

mein Hotel. Aber wie furchtbar war es, als am nächsten Morgen<br />

bekannt wurde, daß es sich um eine Falschmeldung gehandelt hatte.<br />

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