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nicht brav waren. Ganz ernst hörten sie zu. Es war einfach wonnig,<br />

wie sie mich mit ihren großen Augen ansahen.<br />

Dann stellten Alipo und Natu die Kinder in zwei Reihen vor der<br />

Hütte auf, immer mehr kamen herbei, und bald waren fünfzig oder<br />

sechzig beisammen. Ich hatte einen Sack voll Bonbons mitgebracht<br />

und legte nun in jedes Händchen einige hinein. Die Kinder waren<br />

selig über eine solche Kleinigkeit. Dieses Lachen, diese Freude, es<br />

war wie Vogelgezwitscher, das ging auch auf die älteren Nuba über.<br />

Dann nahm ich meine anderen Vorräte heraus, Brot- und Wurstkonserven,<br />

beschmierte Brote, und verteilte sie an die Erwachsenen.<br />

Dabei beobachtete ich, wie fast jeder, der eine Brotscheibe<br />

erhielt, einige Stückchen davon abbrach und diese an Kinder und<br />

ältere Leute, die im Hintergrund standen, weitergab.<br />

Inzwischen hatten Frauen das Marissebier gebracht, und die Stimmung<br />

wurde immer fröhlicher. Auf dem Höhepunkt äußerten einige<br />

Nuba-Männer den Wunsch, ob ich sie nicht nach «Alemania» mitnehmen<br />

könnte. Als ich ihnen sagte, daß es hier viel, viel schöner<br />

sei, wollten sie mir nicht glauben. Das brachte mich auf eine lustige<br />

Idee. Ich gab einem Nuba meine Handtasche und sagte, er solle<br />

langsam durch den schmalen Gang der Hütte gehen, ohne sich aber<br />

umzuschauen. Alle schauten gespannt zu. Dann spielte ich den<br />

Räuber, schlich ihm leise etwas gebückt nach, sprang ihn an, entwendete<br />

ihm die Tasche und lief davon. Die Nuba schrien vor<br />

Lachen, bis vielen die Tränen runterliefen.<br />

Meine Tage waren gezählt. Einen Tag hatte ich schon zugegeben,<br />

und schon in zwei Tagen erwarteten mich meine Freunde in Khartum.<br />

Diesmal fiel mir der Abschied etwas leichter. Wir hatten die<br />

große Lorre, und viele wollten mich bis Kadugli begleiten. Es war<br />

ein Opfer für sie, da sie noch in dieser Nacht mehr als 50 Kilometer<br />

zurücklaufen mußten, um am nächsten Tag in Tadoro ihr größtes<br />

Ringkampffest zu feiern, das nur einmal im Jahr veranstaltet<br />

wird.<br />

Es war bereits dunkel, als wir Tadoro verließen. Die Stimmung<br />

der Nuba war bedrückt. Etwa 15 Kilometer vor Kadugli blieb der<br />

Wagen stehen, die Lichtmaschine war defekt. Da der Fahrer den<br />

Schaden nicht reparieren konnte, blieb nichts anderes übrig, als auf<br />

ein Fahrzeug zu warten, das uns nach Kadugli mitnähme, wo wir<br />

hofften, Ersatzteile zu bekommen. Erst jetzt wurde mir meine kritische<br />

Lage bewußt. Ich hatte alles zu sehr auf die leichte Schulter<br />

genommen. Auf keinen Fall durfte ich das Flugzeug verpassen. Wir<br />

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