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Reichskanzlei befohlen. Das war mörderisch. Berlin lag schon im<br />

Sperrfeuer der Russen. Aus diesem Grunde lehnte es Greim ab,<br />

Hanna Reitsch, die ihn unbedingt begleiten wollte, mitzunehmen.<br />

Es gelang ihr aber, sich in der kleinen, zweisitzigen Maschine —<br />

einem Fieseler Storch — zu verstecken. Erst während des Fluges<br />

entdeckte sie Greim. Als sie durch das russische Sperrfeuer flogen,<br />

wurde der General schwer verletzt und ohnmächtig. Hanna Reitsch,<br />

die hinter ihm saß, ergriff das Steuer, und sie konnte tatsächlich<br />

unter Beschuß auf der Charlottenburger Chaussee landen. Es gelang<br />

ihr noch, mit dem verwundeten Greim die Reichskanzlei zu erreichen.<br />

Nachdem Hitler Greim zum Nachfolger Görings ernannt hatte,<br />

zwang er die beiden, die Reichskanzlei wieder zu verlassen. Sie<br />

weigerten sich, denn sie wollten wie die anderen mit Hitler sterben.<br />

Aber Hitler bestand auf seinem Befehl. Dann gelang Hanna Reitsch<br />

das unmöglich Erscheinende, die Maschine inmitten des Artilleriebeschusses<br />

zu starten und den verwundeten Greim aus dem eingeschlossenen<br />

Berlin hinauszufliegen. Als sie in der Nähe von Kitzbühel<br />

gelandet waren, erschoß sich Greim vor ihren Augen. Er war ihr<br />

bester Freund gewesen. Kurz danach erfuhr sie von dem schrecklichen<br />

Ende ihrer Angehörigen. Ihr Vater, ein überzeugter Nationalsozialist,<br />

hatte die ganze Familie mit Gewehrkugeln ausgelöscht und<br />

sich dann selbst erschossen.<br />

Nach diesen Erlebnissen, die nur ein paar Wochen zurücklagen,<br />

wunderte es mich, daß sie die Kraft hatte, mir noch weiteres mitzuteilen.<br />

Sie holte aus der Tasche einen zerknitterten Brief, gab ihn<br />

mir und sagte eindringlich: «Lesen Sie diesen Brief, vielleicht wird<br />

er mir abgenommen, und dann gibt es außer mir niemand, der den<br />

Inhalt kennt. Er ist von Dr. Goebbels und seiner Frau Magda an<br />

ihren Sohn Harald, der sich in amerikanischer Kriegsgefangenschaft<br />

befinden soll.» Es waren vier beschriebene Seiten. Die ersten zwei<br />

waren von Goebbels, die anderen von Magda geschrieben. Der Inhalt<br />

berührte mich peinlich — ich konnte mir nicht vorstellen, daß<br />

man in einer solchen Situation, in der sich die Familie Goebbels<br />

befand, von «Ehre und Heldentod» schreiben konnte. Der Text war<br />

unerträglich pathetisch. Ich hatte den Eindruck, Hanna Reitsch empfand<br />

es ebenso.<br />

Die amerikanischen Soldaten drängten sie, das Gespräch zu beenden.<br />

Während der eine sie an der Schulter faßte, sagte sie: «Noch<br />

etwas möchte ich Ihnen berichten. Der Führer hat auch Sie er-<br />

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