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Plötzlich hörte ich Stimmen, Gelächter, und Signor Gramazio<br />

stand vor mir. Lebhaft begrüßte er mich auf italienisch, dann auf<br />

französisch und schließlich auf englisch. Er sah aus wie ein Italiener<br />

aus dem Bilderbuch. Eine große stattliche Erscheinung, sehr<br />

gepflegt und modisch gekleidet, schwarzes volles Haar, große braune<br />

Augen und die Gesichtszüge eines Römers aus einem Hollywood-Film.<br />

Wäre ich ein junges Mädchen gewesen, hätte mich<br />

seine Erscheinung beeindruckt.<br />

Er entschuldigte sich für seine Verspätung und begann dann zu<br />

reden, so viel und so schnell, daß ich kaum folgen konnte. Immer<br />

mehr erschien er mir wie ein Schauspieler, der sich gern im Glanz<br />

berühmter Persönlichkeiten sonnt. Er zeigte mir Bilder von der<br />

Callas, dem italienischen Staatspräsidenten, von Anna Magnani,<br />

Rossellini und de Sica. Bei jedem dieser Fotos erzählte er, wann er<br />

mit dieser Persönlichkeit zum letzten Mal beisammen war. Mich<br />

machte dies reichlich nervös, denn für mich war das alles unwichtig.<br />

Mit keinem Wort kam er auf meine Arbeit zu sprechen, und ich<br />

ärgerte mich, daß ich seinetwegen in Rom geblieben war. Ich wartete<br />

nur noch auf eine Pause in seinem Redeschwall, stand dann auf,<br />

um mich zu verabschieden.<br />

Gramazio sah mich überrascht an: «Sie wollen doch noch nicht<br />

gehen, ich hatte mir vorgestellt, daß wir heute abend in einem netten<br />

Lokal essen und ein Gläschen Wein trinken. Auch möchte ich<br />

etwas über Ihre Pläne erfahren, mein Freund Waldner hat mich<br />

neugierig gemacht.»<br />

Wir saßen in einem Gartenrestaurant mit bunten Lämpchen und<br />

Gitarrenmusik. Herr Gramazio hatte einen jungen Italiener mitgenommen,<br />

der bei ihm beschäftigt war und gut deutsch sprach.<br />

Gramazio besaß eine Firma, die in Italien große Bauten ausführte.<br />

Das Amt des österreichischen Generalkonsuls hatte er nur aus Prestigegründen<br />

übernommen.<br />

Francesco Waldner hatte nicht zuviel gesagt. Tatsächlich erschien<br />

mir die Begegnung fast schicksalhaft. Soviel Herr Gramazio in seinem<br />

Büro deklamiert hatte, nun war er der beste Zuhörer. Ich mußte<br />

ihm die Handlungen meiner neuen Filmprojekte erzählen, der «Ewigen<br />

Gipfel» und des Tanzfilms. Ich schilderte ihm auch meine Probleme<br />

mit den in Frankreich beschlagnahmten Filmen und die<br />

politischen Schwierigkeiten, die ich noch immer in Deutschland<br />

hatte.<br />

Es war schon sehr spät, als wir aufbrachen — wir waren die<br />

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