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noch vor kurzem von meinen 40,- DM Kopfgeld 6,- DM leichtsinnigerweise<br />

für einen Gänsebraten ausgab. Auch hier hatte ich<br />

kein Glück. Nun versuchten wir es in größeren Lebensmittelgeschäften<br />

und wurden einige Flaschen los. Aber was dabei für uns<br />

heraussprang, war so wenig, daß ich allen Mut verlor und die Sache<br />

aufgeben wollte. Aber Hanni ließ nicht locker, sie meinte, wir sollten<br />

es auf dem Land versuchen.<br />

Am nächsten Tag warteten wir auf der Landstraße Richtung Garmisch<br />

auf ein Fahrzeug nach Starnberg. Ein mit Holz beladener<br />

Lastwagen nahm uns mit. Tatsächlich hatten wir in Starnberg etwas<br />

Glück, in Hotels, aber auch in Lebensmittelgeschäften. Ermutigt<br />

trampten wir weiter nach Weilheim und kehrten in einem kleinen<br />

Gasthof ein, wo wir unseren Verdienst verzehrten. Inzwischen hatte<br />

auch Hanni eingesehen, daß wir uns auf diese Weise kaum ernähren<br />

konnten. Wir kamen noch bis Murnau und verkauften auch<br />

dort, ziemlich erschöpft, ein paar Flaschen. In einem Laden erkannte<br />

mich eine Verkäuferin, fassungslos, mir als einer Hausiererin<br />

zu begegnen. Sie bat uns zu warten, bis sie die letzten Kunden<br />

bedient hatte und ihren Laden zusperrte. Dann lud sie uns zum<br />

Abendessen ein, und als sie erfuhr, daß wir für die Nacht noch<br />

keine Unterkunft hatten, bot sie uns ihr Wohnzimmer zum Übernachten<br />

an. Fast immer waren es einfache, oftmals arme Leute, von<br />

denen Hilfe kam.<br />

Am nächsten Tag beschlossen wir, dieses mühselige Geschäft<br />

aufzugeben. Hanni fuhr vorläufig zu ihren Eltern nach Breisach<br />

zurück. In Partenkirchen stellte mir ein früherer Mitarbeiter ein<br />

kleines Zimmer zur Verfügung.<br />

Befreit von Verhören, Gefängnissen und Verleumdungen, erholte<br />

ich mich von Tag zu Tag mehr. Und der Anblick der Berge erweckte<br />

in mir die alte Leidenschaft — die Kletterei. Anderl Heckmeier,<br />

mit dem ich vor Kriegsausbruch aufregende Touren gemacht hatte,<br />

war bereit, wieder mit mir zu klettern. Auf der Oberraintalhütte<br />

wollten wir uns treffen. Diese Touren wurden allerdings eine Enttäuschung.<br />

Wir hatten beide vergessen, daß ich fast zehn Jahre<br />

ohne körperliches Training war. Das Klettern strengte mich zu sehr<br />

an, ich mußte immer wieder Pausen einlegen, und wenn wir zur<br />

Hütte zurückkehrten, war ich völlig erschöpft.<br />

Das machte verständlicherweise Anderl keinen Spaß, und als ich<br />

eines Morgens auf dem Hüttenlager erwachte, war er, ohne sich zu<br />

verabschieden, verschwunden. Schade, denn bei der letzten Tour<br />

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