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sich so sparsam in Linien und Formen ausdrückt, in unserem Jahrhundert<br />

die Kunst des Westens so stark beeinflußt hat. Das<br />

«Tawaraya-Hotel», in dem Noriko und ich übernachteten, war ein<br />

Erlebnis für sich. Auch das Bad, wo ich in einem großen Holzbottich<br />

von einer japanischen Frau abgeschrubbt wurde, und das<br />

Nachtlager auf dem Fußboden, dessen Matratzen unter wertvollen<br />

Decken lagen, worauf es sich wunderbar schlafen ließ.<br />

In Osaka genoß ich die mir bis dahin ganz unbekannten Delikatessen,<br />

die uns in einem Luxus-Restaurant serviert wurden. Das<br />

Stunden dauernde Dinner war eine Zeremonie. Es sind ja nicht die<br />

Gerichte allein, die den Fremden so verblüffen, sondern der Stil, in<br />

dem die schier endlosen Gänge serviert werden, und die kostbaren<br />

Gefäße, Geschirre und Gläser, die dazu dienen. Während des Dinners<br />

hockte der japanische Küchenchef in einer Ecke unseres Raumes<br />

auf einer Strohmatte und beobachtete fast bewegungslos das<br />

für mich so fremde Ritual.<br />

Der Abschied kam viel zu schnell. Die letzten zwei Tage waren<br />

irre. Fast jede Stunde empfing ich einen anderen Besucher, bekannte<br />

Schauspieler, Verleger, Filmregisseure. Vor allem aber waren es<br />

die Fotografen und Journalisten, die noch vor meiner Abreise Interviews<br />

haben wollten.<br />

Am Flughafen erwartete mich eine letzte Überraschung. Nicht<br />

nur das japanische Filmteam und Noriko, sondern auch einige der<br />

Olympiateilnehmer waren zum Abschied gekommen. Wieder erhielt<br />

ich zahllose Geschenke — so viele, daß ich sie allein nicht<br />

hätte tragen können. Überwältigt von soviel Wärme und Herzlichkeit,<br />

verließ ich Tokio.<br />

Wenn man Geburtstag hat<br />

Schon einen Tag nach meiner Ankunft hatte ich mit Imre Kusztrich<br />

ein mehrstündiges Interview für die «Bunte» und dann jeden Tag<br />

ein anderes. Auch mit Peter Schule, unserem Begleiter auf der letzten<br />

Sudan-Expedition, der den Bericht für GEO schrieb und für<br />

den «stern» eine Kurzbiographie über mich verfassen sollte. Warum<br />

plötzlich so viel Interesse auch in Deutschland? Ein Geburtstag<br />

stand bevor, ich sollte fünfundsiebzig werden. Ein schrecklicher<br />

Gedanke. Ich hatte nie Zeit gehabt, über mein Alter nachzudenken.<br />

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