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Prozeß in Paris<br />

Die Aufregungen nahmen kein Ende. Eines Abends, ich wollte<br />

schon schlafen gehen, läutete es. Ein französischer Filmregisseur,<br />

dessen Name mir entfallen ist, stand vor meiner Haustür. Er kam<br />

aus Paris und wollte mich dringend sprechen. Nachdem er mich<br />

bat, ihm diesen «Überfall» zu verzeihen, trug er mir sein Anliegen<br />

vor. «Madame Riefenstahl», sagte er, «ich mache eine Serie von<br />

historischen Filmen. Dazu brauche ich wichtige, ja unerläßliche Aufnahmen<br />

von Ihnen.»<br />

Als er bemerkte, wie jedes Lächeln aus meinem Gesicht verschwand,<br />

versuchte er mich zu beschwichtigen.<br />

«Ich weiß», sagte er fast beschwörend, «daß Sie nicht gern darüber<br />

sprechen möchten, aber ich dachte mir», fuhr er fast ängstlich<br />

werdend fort, «wenn ich Ihnen verspreche, daß es niemand erfahren<br />

wird, von wem ich das Material erhalten habe ...»<br />

«Wovon sprechen Sie», unterbrach ich ihn eisig.<br />

«Von Ihren Filmaufnahmen während des Krieges, die Sie im Auftrag<br />

von Eichmann in den KZ-Lagern aufgenommen haben.»<br />

«Raus!» schrie ich, «raus.»<br />

Kopfschüttelnd stand der Franzose auf.<br />

«Kennen Sie denn nicht das Buch ‹Sechs Millionen Tote›, das<br />

jetzt in Paris erschienen ist? Über das Leben von Adolf Eichmann?»<br />

Erstarrt sah ich den Mann an.<br />

«Dieses Buch», stotterte der Franzose verwirrt, «enthält ein Kapitel<br />

über Sie, in dem ausführlich über Ihre Tätigkeit während des<br />

Krieges berichtet wird — Sie sollen diese Aufnahmen vergraben<br />

haben und nicht preisgeben wollen, wo sie sich befinden.»<br />

«Mein Gott», sagte ich «das ist ja furchtbar.»<br />

«Wissen Sie nichts davon — kennen Sie das Buch nicht?»<br />

«Nein», flüsterte ich und sank auf meinen Sessel zurück.<br />

Der Franzose schien zu begreifen, daß etwas nicht stimmen konnte.<br />

Wieder lebhafter werdend, sagte er: «Das Kapitel in dem Buch<br />

heißt: ‹Le secret de Leni Riefenstahl›.»<br />

«Gibt es wirklich so ein Buch», fragte ich, fast hilflos.<br />

«Es ist vor kurzer Zeit in Paris bei ‹Plon›, dem französischen<br />

Verlag, erschienen.» Dem Mann wurde die Situation peinlich. Er<br />

entschuldigte sich und wollte fortgehen.<br />

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