09.01.2013 Aufrufe

Untitled

Untitled

Untitled

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Ich war wütend. Als ich mich nach den beiden Männern umdrehte,<br />

sah ich nur aufgewirbelten Staub. Die Gestalten waren im Dunst<br />

verschwunden. «Was ist das für ein Stamm?» fragte ich.<br />

«Masai», sagte Six kurz. Ihn interessierten sie nicht. Für mich<br />

aber wurde diese flüchtige Begegnung der Anfang eines langen Weges,<br />

der mich Jahre später zu meinen Nuba führte.<br />

Damals, 1956, galten die Masai noch als die unzugänglichen Herren<br />

der ostafrikanischen Savanne. Sie hatten den Nimbus der hochmütigen<br />

Unnahbarkeit. Ich könnte kaum erklären, warum ich von<br />

ihnen so fasziniert war. Hemingway hat sie einmal so beschrieben:<br />

«Sie waren die größten, bestgewachsenen, prächtigsten Menschen,<br />

die ich je in Afrika gesehen hatte.»<br />

In Arusha wurde ich durch Frau Six gesund gepflegt. Ich gab<br />

keine Ruhe, George Six zu bitten, mich trotz seiner Abneigung<br />

gegen die Masai zu einem ihrer Krale zu führen. Schließlich gab er<br />

nach. Ich konnte ihn überzeugen, es wäre für unser Filmvorhaben<br />

überlegenswert, sie in die Handlung einzubeziehen.<br />

Die erste Verbindung zu den Masai war nicht sehr ermutigend.<br />

Masaifrauen warfen mit Steinen nach mir, und die Kinder liefen<br />

weinend davon, während die Männer mich aus einiger Distanz beobachteten.<br />

Ich respektierte ihre Scheu und fotografierte nicht. Aber<br />

ich kam jeden Tag wieder, setzte mich ins Gras oder auf einen Stein<br />

und las in einem Buch. So gewöhnten sie sich langsam an meine<br />

Anwesenheit, die Kinder kamen näher, die Frauen warfen keine<br />

Steine mehr, und es war für mich fast wie ein Sieg, als sie eines<br />

Tages vor mir standen, und die Kinder und die Frauen lachten. Nun<br />

war das Eis gebrochen. Ich durfte in ihre dunklen Hütten gehen,<br />

mich von ihnen anfassen lassen und aus ihren Kalebassen, die sie<br />

mir anboten, Milch trinken. Schließlich erlaubten sie mir auch das<br />

Fotografieren. Als ich mich nach wenigen Tagen von ihnen verabschieden<br />

mußte, hielten sie mich an den Armen fest und wollten<br />

mich nicht mehr fortlassen.<br />

So begann meine große Liebe zu den Naturvölkern Afrikas.<br />

Wieder in Deutschland<br />

Meine Mutter war mir bis Rom entgegengekommen, und glücklich<br />

schloß sie mich in ihre Arme. Sie war überrascht über mein Ausse-<br />

153

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!