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jede Nachricht. Und es findet sich immer wieder ein Verräter, der<br />

für Geld solche Nachrichten weitergibt. Bis jetzt ist jeder, der es<br />

versucht hat, im Busch allein zu leben, gescheitert.»<br />

Am nächsten Tag kamen die vom Gouverneur angekündigten Lastwagen.<br />

Mich wunderte, daß die blitzneuen Fahrzeuge außer dem<br />

Fahrer keine weitere Personen mitführten. Erst später, als ich von<br />

der Revolution hörte, die schon wenige Monate nach meinem Besuch<br />

im südlichen Sudan ausbrach, dämmerte mir, daß die Wagen,<br />

die nach Juba fuhren, Militärfahrzeuge gewesen sein müssen. Wahrscheinlich<br />

war die Reise des Gouverneurs zur äthiopischen Grenze<br />

eine militärische Erkundungsfahrt gewesen, an der ich ahnungslos<br />

teilnehmen durfte.<br />

Mit einem dieser Fahrzeuge verließ ich Bor. Mit etwas Glück<br />

wollten wir noch die letzte Fähre, die am Nachmittag um fünf Uhr<br />

nach Juba fuhr, erreichen. Die Straße war noch nicht trocken, und<br />

viele Male hatten wir tiefe Wasserpfützen zu durchfahren. Da sah<br />

ich plötzlich aus dem Gebüsch drei Dinka-Krieger herauskommen,<br />

überschlanke, hohe Gestalten mit Speeren und den traditionellen<br />

breiten Perlengürteln. In dieser Aufmachung waren sie nur noch<br />

selten zu sehen. Ich bat den Fahrer zu halten, was er nur unwillig<br />

tat. Damals wußte ich noch nichts von den Spannungen zwischen<br />

den Süd- und Nordsudanesen, die zu den immer wieder aufflakkernden<br />

Aufständen im südlichen Sudan führen. Ich dachte nur an<br />

die nie wiederkehrende Gelegenheit, diese seltene Gruppe aufzunehmen,<br />

und sprang mit meiner Leica aus dem Wagen. Zögernd<br />

ging ich auf die drei Dinkas zu und blieb wenige Meter vor ihnen<br />

stehen — die Dinka ebenso. Als ich auf meine Kamera deutete,<br />

verstanden sie sofort. Der Größte kam auf mich zu und zeigte mir<br />

seine offene Hand. Sie wollten Geld. Hier kommen viele Touristen<br />

auf dem Nilboot vorbei. Ich nickte ihnen zu, aber irgendwie war<br />

mir die Sache nicht ganz geheuer. Ich machte nur wenige Aufnahmen<br />

und ging zum Wagen, um das Geld zu holen. Als ich meine<br />

Tasche öffnete, fiel mir siedendheiß ein, daß ich kein Geld mehr<br />

hatte, nur einen Scheck, den ich in Juba einlösen wollte. Unwillig<br />

beobachteten mich die Dinka. Plötzlich riß mir einer die Tasche aus<br />

der Hand. Ich versuchte, alles einzusammeln, was herausgefallen<br />

war. Da standen nicht mehr drei Dinka neben mir, sondern fünf<br />

oder sechs, und immer mehr kamen aus dem Gebüsch. Die Dinka<br />

fühlten sich mit Recht betrogen. Sie gestikulierten heftig und nahmen<br />

mit ihren Speeren eine drohende Haltung an. In diesem gefähr-<br />

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