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inge Ihnen gute Nachrichten.» Er sprach deutsch mit französischem<br />

Akzent. Sein Alter schätzte ich auf 45 bis 50 Jahre. Das<br />

Gesicht war etwas schwammig und der Ausdruck seiner Augen<br />

undefinierbar.<br />

«Bevor ich Ihnen berichte, was mich hierherführt», sagte er,<br />

«möchte ich etwas zu meiner Person sagen.»<br />

Wir hatten gerade ein Care-Paket erhalten, und so konnte meine<br />

Mutter ihm Tee und Gebäck anbieten.<br />

«Ich komme aus Paris, bin aber in Deutschland geboren und<br />

lebte bis 1937 in Köln. Dann emigrierte ich nach Frankreich. Mein<br />

französischer Name ist Desmarais, mein deutscher ist Kaufmann.»<br />

Es entstand eine Pause. Keiner von uns wagte eine Frage. Zu sehr<br />

waren wir von dem, was hinter uns lag, eingeschüchtert.<br />

«Ich kenne alle Ihre Filme», sagte er, «und ich bin ein großer<br />

Verehrer von Ihnen, ebenso meine Frau.»<br />

«Würden Sie mir sagen, welchen Beruf Sie ausüben, sind Sie von<br />

der Presse?» fragte ich.<br />

Er wehrte lächelnd ab. «Nein, Sie haben es mit keinem der bösen<br />

Journalisten zu tun, auch nicht mit einem getarnten Geheimagenten,<br />

ich bin ein französischer Filmproduzent.»<br />

Er entnahm seiner Brieftasche eine Visitenkarte. Ich las:<br />

L’Atelier Français, Société Anonyme,<br />

Capital de 500 000 Fr., 6, Rue de Cerisolos<br />

Paris 8 e .<br />

Diese Karte beeindruckte mich nicht, ich wurde nur noch mißtrauischer.<br />

Der Fremde fuhr fort: «Meine Frau und ich sind die alleinigen<br />

Inhaber dieser Firma.» Er sagte dies in einer Tonart, wie Kartenspieler<br />

sprechen, ehe sie ihre sehr guten Trümpfe auf den Tisch legen.<br />

«Ich habe die französische Staatsangehörigkeit erhalten, daher<br />

mein Namenswechsel. Meine Frau ist eine geborene Französin und<br />

besitzt ausgezeichnete Kenntnisse über Filmgeschäfte. Gestatten<br />

Sie«, sagte er, «ich habe Ihnen ein paar Kleinigkeiten aus Paris<br />

mitgebracht.» Er übergab mir ein kleines Paket.<br />

«Ich werde es erst auspacken, wenn ich weiß, was Sie zu mir<br />

führt», sagte ich zurückhaltend.<br />

Der Fremde lehnte sich zurück, und indem er meine Mutter,<br />

mich und Hanni, die auch am Tisch saß, betrachtete, sagte er voller<br />

Selbstüberzeugung: «Ich hoffe, Ihnen die Freiheit zu bringen und<br />

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