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nach Beginn der Talkshow hätten ununterbrochen empörte Zuschauer<br />

angerufen und wollten mich sprechen. Sie hatten nicht bemerkt,<br />

daß es eine Livesendung war und ich mich in dieser Zeit im<br />

Studio des WDR in Köln befand.<br />

Die Briefe und Telegramme, die ich bekam, waren buchstäblich<br />

unzählbar. Ich bedauere es noch heute, daß ich außerstande war, sie<br />

zu beantworten, es waren zu viele, zum Teil ergreifende Briefe.<br />

Besonders berührten mich solche von Menschen, die als Opfer des<br />

NS-Regimes in Konzentrationslagern Qualen erlitten hatten. Unter<br />

den Tausenden von Briefen, die ich aus Deutschland, aus der Schweiz<br />

und Österreich erhielt, befand sich nur ein einziger Brief, in dem<br />

ich beschimpft wurde. Das Interesse war so groß, daß zwei namhafte<br />

Verleger mir damals das Angebot machten, die Briefe in Buchform<br />

herauszubringen.<br />

Die Presse war zwiespältig. Im «Spiegel» entdeckte Wilhelm<br />

Bittorf bei den «Nuba von Kau» Parallelen zu meinen früheren<br />

Filmen. «Blut und Hoden» überschrieb er seinen Bericht. Da stand:<br />

«Von Schwarzen Korps der SS zu den schwarzen Körpern der<br />

Nuba trieb es Leni Riefenstahl auf ihrer Suche nach Kraft und<br />

Schönheit ... Was ist so anders bei den Primitiven, wenn sich die<br />

Nuba-Jünglinge mit sorgsam enthaarten Hoden zur Schau stellen<br />

wie Coverboy-Anwärter für ‹Him›? ... Wie ein spätes Dornröschen,<br />

das vom Gift der Enttäuschung und Verbitterung betäubt<br />

war, erwachte Leni Riefenstahl zum zweiten Mal. Und alle die<br />

wiederbelebte Begeisterungsfähigkeit, ja — Süchtigkeit, mit der sie<br />

die Kulte der Nazis und die Körper der Olympioniken gefeiert<br />

hatte, wandte sie nun den Kulten und Körpern der Nuba zu ... Hier<br />

enthüllt sich vollends, wie unverbesserlich die Leidenschaft für das<br />

Starke und Gesunde in dieser Enthusiastin seit den Tagen von Glaube<br />

und Schönheit geblieben ist. Die Nuba, das sind im Grunde für sie<br />

die besseren Nazis, die reineren Barbaren, die wahren Germanen.»<br />

Ich konnte nur staunen. Daß die Bilder «meiner» Nuba an die<br />

«SS» erinnern, darauf wäre ich nie gekommen. Da heißt es bei Unterwasserfotos<br />

aufzupassen, daß ich nicht «braune» Fische fotografiere.<br />

Bittorfs Analysen sind schon merkwürdig, denn überzeugte<br />

Nationalsozialisten waren doch Rassisten und ließen neben blonden<br />

Ariern nichts gelten. Wie verträgt sich das mit meiner Freundschaft<br />

und Liebe zu den schwarzen Nuba?<br />

Von Analytikern wie Wilhelm Bittorf, Susan Sontag und anderen,<br />

denen es ihre Vorurteile nicht erlauben, meine Arbeit objektiv<br />

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