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Ihren ‹Tiefland›-Film zu retten.»<br />

Mein Herz begann zu klopfen, ich sprang auf und verließ das<br />

Zimmer. Ich konnte mich nicht mehr beherrschen, ich mußte heulen.<br />

Keinen Augenblick hatte ich ihm geglaubt. Aber die Vorstellung,<br />

daß mir wieder etwas vorgegaukelt würde, woran ich glauben<br />

könnte, und daß sich alles wieder in ein «Nichts» auflösen würde,<br />

war für mich zuviel.<br />

Meine Mutter versuchte, mich zu beruhigen, und brachte mich<br />

zu dem Gast zurück, der über meine Reaktion erschrocken war. Ich<br />

entschuldigte mich.<br />

«Ich weiß», sagte Monsieur Desmarais, dessen Name mir damals<br />

noch nicht geläufig war. «Sie haben sehr viel mitgemacht, ich weiß,<br />

daß man Ihnen alles weggenommen hat und Sie in eine Irrenanstalt<br />

steckte, aber hören Sie mir gut zu, Sie werden, so hoffe ich, diese<br />

Leidenszeit bald hinter sich haben.»<br />

Wieder kamen mir die Tränen, und schluchzend sagte ich: «Wie<br />

wollen Sie das erreichen, niemand konnte mir helfen. Alle meine<br />

Bittgesuche, auch die meiner amerikanischen und französischen<br />

Freunde blieben unbeantwortet. Das Schlimmste», sagte ich, «ist<br />

die Ungewißheit.»<br />

«Meine liebe Frau Jacob, so heißen Sie doch jetzt ...»<br />

Ich schüttelte den Kopf. «Ich heiße wieder Frau Riefenstahl, ich<br />

bin seit einigen Tagen geschieden.»<br />

Desmarais fuhr fort: «Ich werde nun berichten, wie ich auf ‹Tiefland›<br />

und Ihr Schicksal aufmerksam wurde.»<br />

Mit starker Spannung hörten wir nun, was er uns erzählte. «Ich<br />

hatte in der Pariser Cinemathek zu tun. Im Keller, in dem unendlich<br />

viele Filmkopien lagern, entdeckte ich Schachteln, auf denen<br />

‹Tiefland› und Ihr Name stand. Da wurde ich neugierig. Es war mir<br />

klar, daß ich nicht so ohne weiteres die Erlaubnis erhalten würde,<br />

mir das Material anzusehen. So versuchte ich es über den Lagerverwalter.<br />

Nachdem er ein gutes Trinkgeld erhalten hatte, konnte ich<br />

mir in einer Nacht einige Rollen des Films vorführen lassen. Es war<br />

eine geschnittene Arbeitskopie ohne Ton.»<br />

Als ich hörte, daß mein «Tiefland» noch existierte, und wo es<br />

war, atmete ich auf.<br />

«Sie haben meinen ‹Tiefland›-Film gesehen?» fragte ich fassungslos.<br />

«Ja», antwortete Desmarais, «ich weiß nicht, ob es die Kopie ist,<br />

die Sie geschnitten haben, denn ich habe bei meinen Nachforschungen<br />

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