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Enttäuschungen und Rückschläge gewöhnt, wagte ich auch nicht,<br />

mich zu freuen.<br />

Am Abend traf ich in Hamburg ein. Herr Braumann, ein Mitarbeiter<br />

der Redaktion, erwartete mich im «Hotel Berlin». Jetzt verstand<br />

ich, warum alles so übereilt geschah. Nannen hatte, nachdem<br />

er meine Fotos sah, beschlossen, in die schon halb fertiggedruckte<br />

Vorweihnachtsausgabe eine Nuba-Serie mit fünfzehn Farbseiten einzubauen<br />

und die schon ausgewählte Titelseite auszutauschen. Um<br />

dies zu ermöglichen, mußten die Texte spätestens am nächsten Tag<br />

gedruckt werden, da die Ausgabe schon in einer Woche herauskommen<br />

sollte.<br />

Als ich das hörte, wurde mir unbehaglich zumute. Wie sollten in<br />

wenigen Stunden die Texte geschrieben werden! Es ging ja dabei<br />

nicht nur um Bildtexte, man wollte auch einen ausführlichen Bericht<br />

meiner Erlebnisse bei den Nuba haben. Herr Braumann machte<br />

mir Mut: «Sie werden mir heute abend erzählen, was Ihnen<br />

besonders lebhaft in Erinnerung geblieben ist, und ich bringe Ihnen<br />

morgen vormittag den Text. Sie können ihn noch korrigieren, bevor<br />

wir ihn bei der Redaktion abgeben.» Bis nach Mitternacht saßen<br />

wir beisammen. Ich weiß nicht mehr, ob er sich Aufzeichnungen<br />

machte oder ob ich in ein Tonband sprach. Ich erinnere mich, daß<br />

wir einen guten Kontakt hatten. Er war schon einige Male in Afrika<br />

gewesen.<br />

Was ich am nächsten Vormittag erlebte, machte mich unglücklich.<br />

Nach dem Frühstück war ich noch ganz «happy» gewesen, weil<br />

die stern-Redaktion mir nicht nur einen wunderschönen Blumenstrauß,<br />

sondern auch einen Scheck von 25 000 DM schickte. Ich<br />

jubelte. Endlich dachte ich, habe ich auch einmal Glück. Als ich<br />

aber dann den Text las, den mir Herr Braumann überbrachte, bekam<br />

ich Angst. Er widerstrebte mir so stark, daß ich dazu nie meine<br />

Zustimmung geben konnte. Er war nicht schlecht, im Gegenteil, er<br />

war journalistisch glänzend geschrieben, aber was da stand, war zu<br />

sensationell und meinen Empfindungen diametral entgegengesetzt.<br />

Es war keine Zeit mehr, den Text noch umzuschreiben, somit<br />

stand für mich fest, den Scheck, so schwer es mir auch fiel, zurückzugeben<br />

und die Serie stoppen zu lassen.<br />

In größter Erregung versuchte ich an Henri Nannen heranzukommen<br />

— er saß in einer Konferenz. Da übergab ich seiner Sekretärin<br />

mit ein paar Zeilen den Scheck. Noch bevor ich das Haus verließ,<br />

kam mir Nannen nachgelaufen: «Was ist los», sagte er halb lachend,<br />

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