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«Auch das Filmmaterial?» fragte ich erschrocken.<br />

Er schüttelte den Kopf. «Kommen Sie mit, wir müssen zur Bahnpolizei.»<br />

Bei der sudanesischen Bahn wurde mir klargemacht, daß<br />

die Bahn für diesen Diebstahl nicht aufkäme. Meine Begleiter hätten<br />

ihn zu verantworten. Entgegen der Vorschrift hatten sie den<br />

Waggon am Abend zehn Stunden unbewacht gelassen und einen<br />

Nachtbummel durch Khartum unternommen. Eine unglaubliche<br />

Leichtfertigkeit. Das Film- und Fotomaterial war anscheinend noch<br />

vorhanden, gottlob auch die Arri-Kameras, nicht aber unsere diversen<br />

Fotoapparate, darunter auch meine Leica mit Optiken, Belichtungsmessern,<br />

Radio, Feldstecher und persönliches Eigentum. Meine<br />

Erregung legte sich etwas, aber mit den Nerven war ich so ziemlich<br />

am Ende.<br />

Am nächsten Tag flog ich nach München. Zwölf Kilo hatte ich<br />

abgenommen, mehr noch als vor zwei Jahren. Man hätte mich als<br />

Vogelscheuche ins Feld stellen können. Auch sonst war ich seelisch<br />

auf einem Tiefpunkt angekommen. Ich konnte es nicht überwinden,<br />

beim Sterben meiner Mutter nicht bei ihr gewesen zu sein. Es<br />

quälte mich, sie in meiner Wohnung nicht mehr um mich zu haben,<br />

ich war nun ganz allem. Auch Hanni war nicht mehr bei mir, sie<br />

hatte inzwischen geheiratet und lebte glücklich in Wien. Ihr Mann,<br />

Dr. Lanske, war ein angesehener Fernsehfilmregisseur in Österreich.<br />

Es ging ihr blendend.<br />

Wenn ich in meinen Aufzeichnungen blättere und lese, was ich in<br />

diesen beiden Jahren erlebt habe, sträubt sich alles in mir, diese<br />

Erinnerungen wieder aufleben zu lassen.<br />

Meine ganze Hoffnung war der Nuba-Film. Wir hatten mit zwei<br />

Materialsorten von Kodak gearbeitet: Für normales Tageslicht mit<br />

Ektachrome Commercial, für Motive mit wenig Licht das hochempfindliche<br />

Ektachrome ER-Material, dessen Entwicklung damals<br />

im Gegensatz zu den USA in Deutschland in den meisten Kopieranstalten<br />

noch nicht eingeführt war. Ich hätte es gern bei «Arri»<br />

entwickeln und kopieren lassen, aber dort war man für diese Technik<br />

noch nicht eingerichtet. So wandte ich mich an Geyer.<br />

Das Schneidehaus, das Geyer senior 1934 in Berlin-Neukölln für<br />

mich gebaut hatte, wurde selbst von Filmleuten aus Hollywood<br />

bewundert. Aber Herr Geyer lebte nicht mehr, und die Leute, mit<br />

denen ich früher so erfolgreich zusammengearbeitet hatte, waren<br />

ebenfalls verstorben oder in der Firma nicht mehr beschäftigt. Ich<br />

wandte mich an Geyers Schwiegersohn, Herrn Weissenberger. Er<br />

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