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Flora des Sihltals - Fachstelle Naturschutz - Kanton Zürich

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4 Übersicht über die <strong>Flora</strong>4.1 Herkunft und Entwicklung der <strong>Flora</strong>Eisfreie Gebiete beschränkten sich während der letzten Eiszeit auf einige wenige Flächen <strong>des</strong> Höhronen(oberhalb 1‘000-1‘100 m) und der Albiskette (oberhalb 700 bis 800 m). Diese kleinflächigen Areale, auf derAlbiskette kaum über 1 km 2 , auf dem Höhronen etwa 2 km 2 , reichten kaum zum Überleben von Populationenwährend mehreren Tausend Jahren, zumal das Klima auf den ganz vom Eis umgebenen Flächen fürden Pflanzenwuchs sehr ungünstig war. Für die Besiedlung der damals im Sommer aperen Stellen wardas Klima zu kühl, und es ist anzunehmen, dass nur ganz wenige Arten dort überdauern konnten.Die meisten Arten in den Alpen, die heute die subalpine und alpine Stufe besiedeln, überlebten auf denhöheren Gipfeln der Nordalpen, auf so genannten Nunatakern (Berggebiete, die oberhalb der Gletschereisfrei blieben) oder am nördlichen Rand der Gletscher, die im Limmattal bis Würenlos reichten. Wir müssendavon ausgehen, dass die Besiedlung mit Pflanzen erst während der nacheiszeitlichen Erwärmung(etwa vor 18‘000 Jahren) allmählich aus der Umgebung erfolgen konnte. Ein kleiner Teil dieser Erstpionierevermochte seit der frühen Nacheiszeit bis heute an klimatisch günstigen konkurrenzarmen Stellen (z.B.Felsen, Rutschflächen) als Nacheiszeitrelikte überdauern (siehe Ausführungen im Kapitel 4.3). Pionieresind im Allgemeinen sehr empfindlich auf kleine Änderungen ihrer Standortsbedingungen. Beispiele sindetwa an der Falätsche anzutreffen, so die nur noch in einer kleinen Kolonie vorhandene Alpen-Pestwurz(Petasites paradoxus) oder der etwas weiter verbreitete aber doch seltene Bewimperte Steinbrech (Saxifragaaizoi<strong>des</strong>). Früher wuchs unter den Felsen <strong>des</strong> Üetliberges auch das Alpen-Leinkraut (Linaria alpina)und Fleischers Weidenröschen (Epilobium fleischeri), die einesteils durch den Schatten der grösserwerdenden Bäume, andernteils durch das Sammeln von allzu eifrigen Botanikern zum Verschwinden gebrachtwurden. Weitere Nacheiszeitrelikte konnten sich an den nördlichen Steilhängen der übrigen Üetliberg-Albiskettehalten, sind aber heute wegen der Stabilisierung der Böden und <strong>des</strong> Dichtwachsens derWälder ausgestorben oder stark gefährdet. Vor etwa 13‘000 Jahren siedelten sich im ganzen GebietPflanzen kalter Steppen und Zwergstrauchheiden an. Dann wanderten die ersten Bäume (Föhren undBirken) in das Gebiet ein. Ab 9‘000 Jahre vor heute erschienen die ersten Laubgehölze (Ulme, Eiche, Linde,Esche, Ahorn) in unserem Gebiet und bildeten zumin<strong>des</strong>t in mittleren und unteren Lagen Eichenmischwälder.Die Weisstanne kam etwa vor 8‘000 Jahren und wenig später auch die Rottanne in die östlichenVoralpen, während die Buche erst vor wenig mehr als 6‘000 Jahren das Gebiet erreichte. Die Veränderungender nacheiszeitlichen Vegetationsentwicklung sind ausführlich bei BURGA & PERRET (1998) dargestellt.Das sukzessive Einwandern von Waldpflanzen schaffte durch fortschreitende Bodenbildung günstigeWasser- und Nährstoffbedingungen und behinderte das Wachstum von niedrig bleibenden Pflanzendurch Entzug <strong>des</strong> Lichts.Auf vernässten Böden vor allem in Mulden siedelten sich bereits in der Späteiszeit Sumpfpflanzen an, diesauerstoffarme Böden ertragen konnten. In diesen Böden wurden die abgestorbenen Pflanzenteile nurteilweise abgebaut. Es kam zu Humusanreicherung und Torfbildung und schliesslich zur Entstehung vonMooren. Viele Moore entwickelten sich nach Einwanderung von Föhren und Schwarz-Erlen zu Moorwäldern,wenn sie nicht vom Menschen genutzt wurden (s. unten). Nur an sehr nassen nährstoffarmen Stellenkam es zur Bildung von Hochmooren, die sich natürlicherweise nur teilweise bewalden.Die Arten in den Mooren überdauerten die Eiszeiten ebenfalls am Rande der Gletscher und in unvergletschertenGebieten der Alpen. Viele Alpenpflanzen, die in den Alpen in feuchten Rasen wachsen, besiedeltenauch diese Moore, wo sie bis auf den heutigen Tag wegen der lokal kühleren Temperaturen und dergeringeren Konkurrenz überleben konnten, z.B. Parnassia palustris (Studentenröschen), Aster bellidiastrum(Alpenmasslieb), Primula farinosa (Mehl-Primel) und Gentiana verna (Frühlings-Enzian). Nebenden Alpenpflanzen beherbergen die Moore auch Arten, die aus Osteuropa und Sibirien stammen und erstin wärmeren Zeiten bei uns einwanderten, z.B. Iris sibirica (Sibirische Schwertlilie) oder Gentiana pneumonanthe(Lungen-Enzian).<strong>Flora</strong> <strong>des</strong> <strong>Sihltals</strong> 17

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