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Clancy, Tom - Jack Ryan 12 - Red Rabbit.pdf

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Hauptquartier der NKWD gelangen sollte. Andropow fand diesen<br />

Umweg in sein Büro reichlich albern, zumal inzwischen alle Welt<br />

davon wusste, nahm ihn aber wegen der lieben KGB-Tradition in<br />

Kauf.<br />

Sein persönlicher Zeitplan gestattete ihm zu Beginn eines jeden<br />

Arbeitstages fünfzehn Minuten zur Sichtung der Papiere und Unterlagen,<br />

die auf seinem Schreibtisch lagen. Dann waren die allmorgendlichen<br />

Mitarbeiterkonferenzen an der Reihe, worauf schließlich<br />

jene Sitzungen folgten, die schon Tage oder auch Wochen im<br />

Voraus anberaumt worden waren. Heute standen fast ausschließlich<br />

Angelegenheiten der inneren Sicherheit auf der Tagesordnung,<br />

doch vor der Mittagspause hatte sich noch jemand aus dem ZK<br />

angesagt, um mit ihm eine Sache von politischer Bedeutung zu<br />

besprechen. Ach ja, dieser Fall in Kiew, erinnerte er sich. Schon bald<br />

nach seiner Ernennung zum KGB-Vorsitzenden hatte er die Feststellung<br />

gemacht, dass Parteiangelegenheiten neben den vielfältigen<br />

Aufgaben, um die sich sein Amt zu kümmern hatte, an Bedeutung<br />

verblassten. Seiner Charta nach war der KGB »Schwert und Schild«<br />

der Partei. Es war deshalb – theoretisch – seine erste und vornehmste<br />

Aufgabe, ein Auge auf solche Sowjetbürger zu richten, die ihrer<br />

Staatsregierung womöglich nicht ganz so begeistert zugetan waren,<br />

wie sie es sein sollten. Diese Helsinki-Aktivisten wurden immer<br />

zudringlicher. Vor sieben Jahren hatte sich die Spitze der UdSSR<br />

zum Abschluss einer Konferenz in der finnischen Hauptstadt<br />

bereit erklärt, die Menschenrechte zu respektieren und ihre Überwachung<br />

von außen zuzulassen. Und jetzt machten die Initiatoren<br />

tatsächlich ernst damit. Schlimmer noch, sie hatten das Interesse<br />

westlicher Medien gewonnen. Journalisten konnten schrecklich<br />

lästig sein, und manche ließen sich einfach nicht auf Kurs bringen<br />

oder einschüchtern. Der Westen verehrte sie wie Halbgötter und<br />

erwartete, dass auch der Rest der Welt in Ehrfurcht vor ihnen<br />

erstarrte, obwohl man doch allenthalben wusste, dass es sich bei<br />

ihnen fast ausnahmslos um verkappte Spitzel handelte. Dass die<br />

amerikanische Regierung ihren Geheimdiensten ausdrücklich verboten<br />

hatte, auf journalistische Quellen zurückzugreifen, war geradezu<br />

lachhaft. Eine solche Zurückhaltung übte weltweit sonst kein<br />

anderer Geheimdienst. Und natürlich hielt man sich auch in Amerika<br />

nicht allzu streng an das besagte Verbot, das im Grunde ja auch<br />

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