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Clancy, Tom - Jack Ryan 12 - Red Rabbit.pdf

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ihm überhaupt nicht passte, von Amerikanern behandelt zu werden,<br />

beziehungsweise dass es in Russland niemanden gab, der ihn<br />

hätte operieren können. Andererseits waren Bernie und seine Kollegen<br />

überwältigt von der Gastfreundschaft, die ihnen entgegengebracht<br />

wurde. Damit hatte Bernie nicht gerechnet – er kommt aus<br />

einer jüdischen Familie polnischer Herkunft. Soll ich Ihnen den<br />

Bericht zukommen lassen?«<br />

Harding hielt ein brennendes Streichholz über den Pfeifenkolben.<br />

»Ja, bitte. Die Russen, das sind wirklich komische Vögel. Auf<br />

der einen Seite bewundernswert kultiviert: Russland ist wohl der<br />

letzte Ort auf der Welt, wo man noch mit Gedichten seinen Lebensunterhalt<br />

bestreiten kann. Die Russen verehren ihre Dichter, und<br />

das bewundere ich an ihnen. Auf der anderen Seite aber... Sie wi ssen<br />

schon: Stalin und seine Schreckensherrschaft. Nun, selbst er<br />

war ungewöhnlich zurückhaltend in seinem Terror gegen Schriftsteller.<br />

Schreckte aber letztlich auch davor nicht zurück...«<br />

»Sprechen Sie Russisch?«, fragte <strong>Ryan</strong>.<br />

Harding nickte. »Eine schöne, sehr poetische Sprache, die sich,<br />

wie gesagt, hervorragend zur Dichtkunst eignet. Aber mit ihr lassen<br />

sich eben auch Dinge schönreden, die unsäglich barbarisch<br />

und hässlich sind. In vielerlei Hinsicht sind die Russen ziemlich<br />

berechenbar, insbesondere in ihren politischen Entscheidungen<br />

– natürlich nur bis zu einem gewissen Grad. Sie sind im<br />

Grunde konservativ und neigen zum Dogmatismus. Unser Freund<br />

Suslow ist schwer krank – Diabetes, Herzprobleme und so weiter.<br />

Er hat so gut wie ausgedient. Nicht so der Mann hinter ihm,<br />

Michail Jewgeniewitsch Alexandrow. Er ist zu gleichen Teilen<br />

Russe und Marxist und hat die Moral eines Lawrenti Berija. Er<br />

hasst den Westen. Es würde mich nicht wundern, wenn er seinem<br />

alten Freund Suslow empfohlen hat, lieber Blindheit in Kauf<br />

zu nehmen, als sich von Ärzten des Klassenfeindes behandeln zu<br />

lassen. Und dass dieser Katz, wie Sie sagen, Jude ist, wird ihn<br />

wohl auch nicht versöhnlicher gestimmt haben. Wenn Suslow abtritt<br />

– und das könnte schon bald der Fall sein –, wird Alexandrow<br />

der neue Chefideologe im Politbüro sein. Und mit ihm im Rücken<br />

wird sich dann Juri Wladimirowitsch alles herausnehmen können,<br />

was er will, sogar einen gewaltsamen Angriff auf Seine Heiligkeit.«<br />

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