04.03.2013 Aufrufe

Clancy, Tom - Jack Ryan 12 - Red Rabbit.pdf

Clancy, Tom - Jack Ryan 12 - Red Rabbit.pdf

Clancy, Tom - Jack Ryan 12 - Red Rabbit.pdf

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

»Hallo, Liebling«, grüßte Irina Bogdanowa, als ihr Mann die<br />

Küche betrat. Sie stand am Herd und kochte Kohl und Kartoffeln.<br />

Hoffentlich auch ein bisschen Speck, dachte er. Tee und Brot.<br />

Wodka gab es erst später. Die Zaitzews tranken gern, aber in<br />

Maßen. Meist warteten sie, bis Swetlana in ihrem Bett lag. Irina<br />

arbeitete als Buchhalterin im Warenhaus GUM. Mit ihrem Diplom<br />

von der Moskauer Staatsuniversität war sie nach westlichen Vorstellungen<br />

durchaus emanzipiert, doch von Unabhängigkeit konnte<br />

auch bei ihr keine <strong>Red</strong>e sein. Am Küchentisch hing das Einkaufsnetz,<br />

das sie, wenn sie aus dem Haus ging, immer bei sich hatte – in<br />

der Hoffnung, irgendein günstiges Angebot zu finden, das ein<br />

wenig Abwechslung auf die Teller brachte oder die triste Wohnung<br />

ein bisschen schöner machen konnte. Dafür musste sie sich allerdings<br />

stets in eine lange Warteschlange einreihen. Dies gehörte, wie<br />

die Arbeit im Haushalt, zur Aufgabe einer jeden Frau in der<br />

Sowjetunion, unabhängig von ihrer gesellschaftlichen Stellung.<br />

Vom Job ihres Mannes hatte Irina keine Ahnung. Sie wusste nur,<br />

dass er für die Staatssicherheit arbeitete, ein ordentliches Einkommen<br />

bezog, eine Uniform hatte, die er aber selten trug, und demnächst<br />

auf eine Beförderung hoffen durfte. Er schien also seine<br />

Arbeit, worin auch immer sie bestand, gut zu tun, und das zu wissen<br />

reichte ihr. Als Tochter eines Infanteristen im Großen Vaterländischen<br />

Krieg hatte sie eine gute Schulausbildung genossen und<br />

ausgezeichnete Leistungen erbracht, doch ihre beruflichen Träume<br />

waren nicht in Erfüllung gegangen. Ihr musikalisches Talent hatte<br />

nicht gereicht, um am staatlichen Konservatorium studieren zu<br />

können. Gescheitert waren auch alle Versuche, sich als Schriftstellerin<br />

einen Namen zu machen. Sie war eine recht hübsche Frau, für<br />

russische Maßstäbe vielleicht ein wenig zu dünn. Das braune Haar,<br />

auf dessen Pflege sie großen Wert legte, fiel ihr bis auf die Schultern.<br />

Sie las viel, war in ihrer Lektüre aber durchaus wählerisch, und<br />

hörte gern klassische Musik, vor allem Tschaikowsky. Manchmal<br />

ging sie mit ihrem Mann ins Konzert. Oleg war jedoch eher ein<br />

Freund des Balletts. Dass sie dafür Karten bekamen, hatte wohl,<br />

wie Irina vermutete, mit seinem Job am Lubjanka-Platz Nummer 2<br />

zu tun. Aber noch war seine berufliche Stellung nicht wichtig<br />

genug, als dass er auch zu den Partys und Empfängen der höheren<br />

Kader eingeladen worden wäre. Vielleicht geschah dies, wenn er<br />

82

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!