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Clancy, Tom - Jack Ryan 12 - Red Rabbit.pdf

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oder schlechte Spuren, ganz egal, Hauptsache, sie waren groß genug<br />

und fielen auf. Was ihn betraf, so war er von allen Männern im Politbüro<br />

der einzige, der wusste, was zu geschehen hatte. Nur er konnte<br />

seinem Land den Weg weisen. Wenn er diese Chance nutzte, würde<br />

er für alle Zeit in Erinnerung bleiben. Andropow wusste, dass seine<br />

Tage gezählt waren. Seine Leber spielte nicht mehr mit. Er hätte keinen<br />

Wodka mehr trinken dürfen, doch auch darin zeigte sich Macht,<br />

dass er nämlich ganz allein über seine Zukunft bestimmte. Ihm<br />

konnte keiner Vorschriften machen. Dass es sich manchmal auch<br />

lohnte, Empfehlungen anderer aufzugreifen, war ihm natürlich klar.<br />

Doch große Männer hörten nicht auf geringere, und er zählte sich zu<br />

den ganz großen. Schließlich war sein Wille stark genug, um der<br />

Welt, in der er lebte, seinen Stempel aufzudrücken. Und deshalb<br />

gönnte er sich abends das ein oder andere Glas. Auf Empfängen<br />

konnten es auch mehr sein. Sein Land wurde längst nicht mehr von<br />

einer einzigen Person regiert – es waren gut dreißig Jahre vergangen,<br />

seit Josef »Koba« Stalin mit einer Skrupellosigkeit geherrscht hatte,<br />

die selbst Iwan den Schrecklichen in seinen Stiefeln hätte erzittern<br />

lassen. Nein, diese Art von Macht war für Herrscher wie<br />

Beherrschte allzu gefährlich. Stalin hatte vielleicht manches Gute<br />

bewirkt, doch seine Fehler überwogen. Sie hatten die Sowjetunion<br />

um Jahrzehnte zurückgeworfen und zu fortwährender Rückständigkeit<br />

verurteilt. Mit dem Aufbau der weltweit kolossalsten Bürokratie<br />

hatte er sein Land um fast alle Fortschrittschancen gebracht.<br />

Aber ein einzelner Mann, nämlich der richtige, konnte die<br />

Genossen im Politbüro anführen und dann, indem er neue Mitglieder<br />

auszuwählen half, seinen Einfluss im Sinne notwendiger Veränderungen<br />

geltend machen, anstatt Terror zu verbreiten. Vielleicht<br />

vermochte er dann auch wieder das Land voranzubringen, wenn er,<br />

ohne die Kontrolle aus den Händen zu geben, ein gewisses Maß<br />

an Flexibilität zuließe, das zur Verwirklichung des wahren Kommunismus<br />

unabdingbar war. Dann mochte die strahlende Zukunft<br />

hereinbrechen, die Lenin den Getreuen versprochen hatte.<br />

Andropow konnte den Widerspruch in seinem Denken nicht<br />

erkennen. Wie so viele große Männer ignorierte er, was mit seinen<br />

Ambitionen unvereinbar war.<br />

Nicht ignorieren konnte er jedoch die Gefahr, die von Karol ausging.<br />

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