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Clancy, Tom - Jack Ryan 12 - Red Rabbit.pdf

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Auch der Marxismus-Leninismus hatte hier nie wirklich festen<br />

Fuß gefasst, und dennoch hatte der Staat einen eifrigen, wenn auch<br />

nicht sehr tüchtigen Geheimdienst. Nicht alle, die für ihn arbeiteten,<br />

waren auf den Kopf gefallen. Einige waren sogar vom KGB<br />

ausgebildet, und wenn es etwas gab, wovon die Sowjets etwas verstanden,<br />

dann waren es Spionage und Spionageabwehr. Besagter<br />

Geheimdienstoffizier, Andreas Morrisay, trank gerade in einem<br />

Cafe in der Andrassy Utca seinen Morgenkaffee, als er jemanden<br />

einen Fehler machen sah. Hätte ihn seine Zeitung nicht gelangweilt,<br />

hätte er gar nicht hochgeschaut und wäre nicht auf ihn aufmerksam<br />

geworden, aber so sah er ihn. Ein ungarischer Staatsangehöriger<br />

– das konnte man an seiner Kleidung erkennen – ließ vor<br />

dem Nachbartisch etwas fallen. Es hatte etwa die Größe einer<br />

Tabaksdose. Er bückte sich rasch, um es aufzuheben, doch dann<br />

drückte er es überraschenderweise an die Unterseite der Tischplatte.<br />

Und Morrisay sah, dass es nicht wieder abfiel. Anscheinend<br />

war ein Klebeband daran befestigt. Und das war nicht nur ungewöhnlich,<br />

sondern auch eins der Dinge, die er in einem Lehrfilm an<br />

der KGB-Akademie am Rand von Moskau gesehen hatte. Es war<br />

eine sehr einfache, veraltete Form eines so genannten toten Briefkastens,<br />

wie ihn feindliche Spione benutzten, um Informationen<br />

weiterzuleiten. Morrisay kam es so vor, als wäre er unversehens in<br />

ein Kino geraten, in dem gerade ein Spionagethriller lief, und als<br />

wüsste er instinktiv, was als Nächstes passieren würde. Spontan<br />

ging er auf die Herrentoilette, wo es ein Münztelefon gab, und rief<br />

von dort in seinem Büro an. Er sprach weniger als dreißig Sekunden.<br />

Danach benutzte er die Toilette, denn das Ganze konnte eine<br />

Weile dauern, und er war plötzlich ziemlich aufgeregt. Die Zentrale<br />

seiner Organisation befand sich nur ein paar Straßen weiter,<br />

und wenig später kamen zwei seiner Kollegen in das Cafe, nahmen<br />

Platz, bestellten Kaffee und unterhielten sich angeregt. Morrisay<br />

war relativ neu in seinem Job – er war erst zwei Jahre dabei – und<br />

er hatte noch nie jemanden festgenommen, der etwas Verbotenes<br />

getan hatte. Aber heute war sein großer Tag, ahnte er plötzlich. Er<br />

hatte einen Spion entdeckt, einen ungarischen Staatsangehörigen,<br />

der für ein anderes Land arbeitete. Und selbst wenn er nur dem<br />

sowjetischen KGB Informationen zukommen ließe, wäre das eine<br />

Straftat, für die er verhaftet werden konnte – obwohl die Angele­<br />

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