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Clancy, Tom - Jack Ryan 12 - Red Rabbit.pdf

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Russen lächelten wenig. Sie machten vielmehr einen geradezu<br />

sauertöpfischen Eindruck, den ausländische Besucher zumeist sehr<br />

befremdlich fanden.<br />

Zwei Haltestellen entfernt fragte sich Oleg Zaitzew, ob es angezeigt<br />

war, Meldung zu erstatten. KGB-Offiziere waren dazu angehalten,<br />

zum einen, um ihre Loyalität zum Ausdruck zu bringen,<br />

zum anderen, um unter Beweis zu stellen, dass sie in ihrer Wachsamkeit<br />

gegenüber Vertretern des Erzfeindes Amerika niemals<br />

nachließen. Diese Haltung war vor allem Ausdruck einer gewissermaßen<br />

institutionalisierten Paranoia, die vom KGB ganz offen<br />

gepflegt wurde. Zaitzew aber war nur ein einfacher Sachbearbeiter<br />

und Bürohengst. Dass sich die Papierberge noch weiter aufhäuften,<br />

lag nicht in seinem Interesse. Er wusste, dass seine Meldung mit<br />

einem flüchtigen Blick zur Kenntnis genommen, an eine übergeordnete<br />

Stelle weitergereicht und zu den Akten gelegt würde, um<br />

dort zu verschimmeln. Seine Zeit war ihm zu kostbar, als dass er<br />

diesem Unsinn auch noch Vorschub leisten wollte. Außerdem hatte<br />

er mit dem Fremden ja selbst kein Wort gewechselt. Er stieg an seiner<br />

Haltestelle aus, rollte nach oben in die frische Abendluft und<br />

steckte sich eine Trud an. Ein ekliges Zeug, das er da rauchte. Dabei<br />

hatte er Zugang zu den »exklusiven« Läden, in denen man unter<br />

anderem auch französische, britische und amerikanische Zigaretten<br />

kaufen konnte. Doch die waren ihm, der nur ein bescheidenes<br />

Gehalt bezog, um einiges zu teuer. Also rauchte er wie Millionen<br />

seiner Landsleute die gängige Marke »Labor«. Die Qualität seiner<br />

Kleidung war ein wenig besser als die der meisten seiner Genossen,<br />

was sich aber auf den ersten Blick nicht erkennen ließ, weshalb er<br />

auch nicht sonderlich auffiel. Bis zu seinem Wohnhaus hatte er<br />

noch zwei Blocks weit zu gehen. Seine Wohnung – die Nummer 3 –<br />

lag im ersten Stock, was ihm sehr recht war, brauchte er doch keinen<br />

Herzinfarkt zu riskieren, wenn der Fahrstuhl streikte, und das<br />

war mindestens einmal im Monat der Fall. Heute war der Fahrstuhl<br />

offenbar in Betrieb. Wenn nicht, hätte die ältere Dame aus der Concierge-Wohnung<br />

im Parterre ihre Tür geöffnet, um ihm diese oder<br />

andere Störungen im Haus per Zuruf mitteilen zu können. Dass<br />

heute alles in Ordnung zu sein schien, war nicht unbedingt ein<br />

Grund zum Feiern, wohl aber doch eines der kleinen Dinge im<br />

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