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Clancy, Tom - Jack Ryan 12 - Red Rabbit.pdf

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die ihnen keinen Spaß machte und für die sie wenig Engagement<br />

aufbrachten. Aber sie fuhren trotzdem hin, weil sie auf diese Weise<br />

das Geld verdienten, mit dem sie das Essen für ihre Familien kauften,<br />

winzige Rädchen in der gigantischen Maschinerie des Sowjetstaates,<br />

dem sie angeblich alle dienten, wie er umgekehrt angeblich<br />

ihnen und ihren Familien diente...<br />

War das alles eine Lüge? fragte sich Zaitzew. Oder doch nicht?<br />

Wie sollte die Ermordung eines Geistlichen dem Sowjetstaat dienen?<br />

Wie diente sie diesen Menschen? Wie diente sie ihm und seiner<br />

Frau und seiner kleinen Tochter? Indem sie ihnen Lebensmittel<br />

zugänglich machte? Indem sie ihn in die Lage versetzte, in den Spezial-Geschäften<br />

einzukaufen und Dinge zu erwerben, von deren<br />

Kauf andere Arbeiter nicht einmal träumen konnten?<br />

Aber ihm ging es besser als fast allen anderen in diesem U-Bahnwagen,<br />

hielt sich Oleg Iwan’tsch vor Augen. Sollte er dafür nicht<br />

dankbar sein? War es etwa nicht so, dass er besseres Essen aß, besseren<br />

Kaffee trank, ein besseres Fernsehprogramm sah, auf besseren<br />

Laken schlief? Hatte er denn nicht all den Komfort, von dem diese<br />

Menschen träumten? Warum bin ich plötzlich so aufgewühlt?<br />

fragte er sich. Die Antwort lag so offen auf der Hand, dass er fast<br />

eine Minute brauchte, um darauf zu kommen. Es war, weil ihm<br />

seine Position, der er all diese Annehmlichkeiten verdankte, auch<br />

zu einem besonderen Wissen verhalf, und in diesem Fall war Wissen<br />

zum ersten Mal in seinem Leben ein Fluch. Er hatte Einblick in<br />

die Gedankengänge der Männer, die den Kurs bestimmten, den das<br />

Land einschlug, und er sah, dass dieser Kurs falsch war... Nicht nur<br />

falsch, sondern auch schlecht, und ausgerechnet in seinem Bewusstsein<br />

gab es eine Instanz, die das alles betrachtete und als falsch beurteilte.<br />

Mit diesem Urteil aber kam die Notwendigkeit, etwas zu tun,<br />

zu verändern. Wenn er allerdings Widerstand leistete, konnte er<br />

nicht damit rechnen, das zu behalten, was in diesem Land als Freiheit<br />

galt. Es gab für ihn keine Möglichkeit, das Urteil, zu dem er<br />

gelangt war, anderen mitzuteilen, auch wenn diesem Urteil möglicherweise<br />

viele andere zustimmten. Doch sie würden dann vielleicht<br />

von den Männern, die ihr Land regierten, verlangen, dass sie<br />

auf ihre Beschwerden eingingen. Nein, in dem bestehenden System<br />

gab es keine Möglichkeit für ihn, etwas zu unternehmen. Dafür<br />

musste man sich in einer sehr hohen Position befinden. Doch selbst<br />

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