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Clancy, Tom - Jack Ryan 12 - Red Rabbit.pdf

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würde er es sich vielleicht erlauben können, am Sinn und Zweck<br />

einer Nachricht, die er weiterzuleiten hatte, Zweifel anzumelden.<br />

Ist das denn wirklich in unserem Interesse, Genosse? würde er<br />

dann fragen wollen. Es lag natürlich nicht an ihm, Entscheidungen<br />

zu operativen Vorgängen zu treffen, aber manchmal wünschte er<br />

sich doch, an bestimmten Direktiven zumindest versteckte Kritik<br />

üben zu dürfen. Wenn er zum Beispiel eine Nachricht an den Mann<br />

in Rom, Agent 457, hinausgehen sah, fragte es sich jedes Mal, ob<br />

eine so riskante Mission überhaupt zu rechtfertigen war. Vor zwei<br />

Monaten erst hatte es eine schlimme Pleite gegeben: Aus Bonn war<br />

die Warnung über Probleme mit der westdeutschen Spionageaufklärung<br />

eingegangen, und der Agent vor Ort hatte dringend um<br />

neue Instruktionen gebeten, worauf ihm der Befehl erteilt wurde,<br />

seine Mission fortzusetzen, ohne die Kompetenz seines Vorgesetzten<br />

in Frage zu stellen. Wenig später war dieser Agent spurlos verschwunden.<br />

Festgenommen oder erschossen? fragte sich Oleg. Er<br />

kannte manche Einsatzagenten mit ihrem richtigen Namen und<br />

wusste so manches von operativen Zielen und Vorhaben. Ja, er<br />

kannte die Decknamen Hunderter von KGB-Informanten im Ausland.<br />

Manchmal war seine Arbeit so spannend wie die Lektüre eines<br />

Spionageromans, denn es gab nicht wenige Agenten, die eine ausgeprägte<br />

literarische Ader hatten, und deren Berichte waren längst<br />

nicht so trocken wie die Kommuniques von Militäroffizieren. Im<br />

Gegenteil, sie ließen sich gern in blumigen Worten über den Geisteszustand<br />

ihrer Informanten aus und über das, was sie von einer<br />

Information oder einer Mission ganz persönlich und intuitiv hielten.<br />

Manche dieser Texte lasen sich wie interessante Reiseberichte,<br />

geschrieben für ein zahlendes Publikum. Es war nicht Zaitzews<br />

Aufgabe, solche Nachrichten zu verarbeiten, aber er hatte einen<br />

eigenen Kopf und war intelligent genug, auch verschlüsselte Hinweise<br />

aufzudecken. War zum Beispiel das dritte Wort falsch buchstabiert,<br />

mochte dies bedeuten, dass der Agent, der da Bericht<br />

erstattete, kompromittiert war. Jeder Agent hatte sein eigenes Zeichensystem,<br />

und Zaitzew führte eine Liste darüber. Zweimal erst<br />

war er auf solche Fehler gestoßen, und in einem dieser beiden Fälle<br />

war ihm von vorgesetzter Stelle gesagt worden, den Fehler als ein<br />

Versehen zu ignorieren, was ihn sehr verwundert hatte. Doch der<br />

Fehler war anschließend nicht mehr aufgetreten, und so hatte es<br />

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