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Clancy, Tom - Jack Ryan 12 - Red Rabbit.pdf

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auf dumme Gedanken kamen. Sicherheitshalber befehligte der<br />

KGB auch noch das Dritte Hauptdirektorat, dessen Aufgabe darin<br />

bestand, jede einzelne Schützenkompanie der Roten Armee scharf<br />

im Auge zu behalten. In anderen Ländern nannte man das Kräftegleichgewicht.<br />

Hier war es ein Gleichgewicht des Schreckens.<br />

Leonid Iljitsch Breschnew traf als Letzter ein. Er ging wie der alte<br />

Bauer, der er war, und die Haut hing ihm schlaff vom einstmals<br />

markanten Gesicht. Er wurde bald achtzig, ein Alter, das er, seinem<br />

Aussehen nach zu schließen, vielleicht erreichen, aber nicht überschreiten<br />

würde. Das hatte sowohl positive als auch negative Seiten.<br />

Es ließ sich nicht sagen, welche Gedanken durch die Windungen<br />

seines verkalkten Gehirns spukten. Er war einmal ein Mann von<br />

großer persönlicher Macht gewesen – Andropow konnte sich noch<br />

gut daran erinnern. Breschnew war ein dynamischer Mann, der in<br />

tiefen Wäldern Elche n und sogar Bären nachgestellt hatte. Aber<br />

diese Zeiten waren vorbei. Er hatte schon seit Jahren nichts mehr<br />

geschossen–- außer vielleicht Menschen durch zweite oder dritte<br />

Hand. Doch dieser Umstand verlieh Leonid Iljitsch nicht etwa die<br />

Milde des Alters. Weit gefehlt. Die braunen Augen waren immer<br />

noch verschlagen, hielten immer noch Ausschau nach Verrat und<br />

glaubten manchmal welchen zu entdecken, wo es gar keinen gab.<br />

Unter Stalin war das häufig einem Todesurteil gleichgekommen.<br />

Aber auch das hatte sich geändert. Jetzt wurde man nur demontiert,<br />

seiner Macht beraubt und auf irgendeinen Posten in der Provinz<br />

versetzt, wo man vor Langeweile starb.<br />

»Guten Tag, Genossen«, sagte der Generalsekretär so freundlich,<br />

wie es seine brummige Stimme zuließ.<br />

Wenigstens gab es keine offensichtliche Speichelleckerei mehr,<br />

mit der kommunistische Höflinge untereinander um die Gunst des<br />

marxistischen Kaisers buhlten. Mit derlei Unsinn konnte man eine<br />

halbe Sitzung vertun, und Andropow hatte wichtige Dinge zu<br />

besprechen.<br />

Leonid Iljitsch war bereits vorinforrniert, und nachdem er einen<br />

Schluck von seinem Tee genommen hatte, wandte sich der Generalsekretär<br />

dem KGB-Chef zu. »Juri Wladimirowitsch, haben Sie<br />

etwas mit uns zu bereden?«<br />

»Ja, danke, Genosse Generalsekretär. Genossen«, begann er, »es<br />

hat sich etwas ergeben, womit wir uns unbedingt befassen sollten.«<br />

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