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Clancy, Tom - Jack Ryan 12 - Red Rabbit.pdf

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auf andere Operationen auswirken. Hieß das, dass auch Ruslan<br />

Borissowitsch Gewissensbisse hatte? Nein. Goderenko hatte drei<br />

Söhne – einen bei der Roten Flotte, einen, so hieß es, in der KGB-<br />

Akademie draußen an der Ringstraße und den dritten an der<br />

Moskauer Staatsuniversität. Wenn Ruslan Borissowitsch Ärger mit<br />

dem KGB bekam, konnte das, wenn schon nicht seinen Tod, so<br />

doch zumindest erhebliche Benachteiligungen für seine Kinder bedeuten,<br />

und darauf ließen es nur die wenigsten ankommen.<br />

Hatte er also als Einziger ein Gewissen im KGB? Zaitzew nahm<br />

einen Schluck und dachte darüber nach. Wahrscheinlich nicht. Es<br />

gab Tausende von Männern in der Zentrale und Tausende mehr<br />

anderswo, und schon nach der Statistik war die Wahrscheinlichkeit<br />

hoch, dass es jede Menge »guter« Männer gab (was immer man darunter<br />

verstand). Aber wie erkannte man sie? Offen nach ihnen zu<br />

suchen bedeutete den sicheren Tod – oder zumindest eine lange<br />

Haftstrafe. Das war sein grundlegendes Problem. Es gab niemanden,<br />

dem er seine Zweifel anvertrauen konnte. Niemanden, mit<br />

dem er über seine Bedenken sprechen konnte – keinen Arzt, keinen<br />

Geistlichen... nicht einmal seine Frau Irina.<br />

Nein, er hatte nur seine Wodkaflasche, und selbst wenn sie ihm<br />

auf ihre Weise beim Nachdenken half, war sie kein besonders guter<br />

Gesprächspartner. Russische Männer hatten keine Probleme damit,<br />

Tränen zu vergießen, aber auch Tränen wären keine große Hilfe<br />

gewesen. Irina würde ihm vielleicht Fragen stellen, und er wäre<br />

nicht in der Lage, sie zu ihrer Zufriedenheit zu beantworten. Alles,<br />

was ihm blieb, war Schlaf, der ihm zumindest vorübergehend<br />

das Vergessen brachte. Er würde ihm allerdings nicht auf Dauer<br />

helfen, da war sich Zaitzew sicher, und in diesem Punkt hatte er<br />

Recht.<br />

Nach einer weiteren Stunde und zwei weiteren Gläsern Wodka<br />

war er wenigstens endlich bettreif. Seine Frau döste vor dem Fernseher<br />

– die Rote Armee hatte wieder einmal die Schlacht um Kursk<br />

gewonnen, und der Film endete mit dem Beginn eines langen Marsches,<br />

der, voller Hoffnung und voller Begeisterung für das blutige<br />

Werk, zum Berliner Reichstag führen sollte. Zaitzew lachte leise in<br />

sich hinein. Hoffnung und Begeisterung – danach suchte er bei sich<br />

im Moment vergeblich. Er trug das leere Glas in die Küche, dann<br />

weckte er seine Frau, damit sie mit ins Schlafzimmer kam. Er hoffte,<br />

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