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Clancy, Tom - Jack Ryan 12 - Red Rabbit.pdf

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»Teils aus rationalen Erwägungen heraus, teils aus purer Paranoia.<br />

Wenn er eine Bedrohung verspürte, reagierte er sehr entschlossen.<br />

Aber er neigte dazu, Bedrohungen zu sehen, die keine<br />

waren oder zumindest nicht ernst genug, um eine tödliche Gewaltanwendung<br />

zu rechtfertigen. Stalin lebte an der Grenze zwischen<br />

Normalität und Wahnsinn und bewegte sich ständig zwischen diesen<br />

Bereichen hin und her, wie jemand auf einer Brücke, der sich<br />

nicht entscheiden kann, auf welche Seite er gehört. In außenpolitischen<br />

Angelegenheiten soll er sich genauso rational verhalten haben<br />

wie alle anderen auch, aber er hatte eine äußerst rücksichtslose Ader<br />

und duldete von niemandem Widerspruch. Einer der Ärzte am<br />

Hopkins hat ein Buch über ihn geschrieben. Ich habe es während<br />

des Studiums gelesen.«<br />

»Welches Fazit zieht er darin?«<br />

Frau Dr. <strong>Ryan</strong> hob die Schultern. »Ich fand es nicht sehr überzeugend.<br />

Die gegenwärtige Lehrmeinung lautet, dass Geisteskrankheiten<br />

durch chemische Unausgewogenheiten im Gehirn ausgelöst<br />

werden und nicht, weil man von seinem Vater ein paar Ohrfeigen zu<br />

viel bekommen oder seine Mutter mit einer Ziege im Bett überrascht<br />

hat. Aber leider liegen uns Stalins Blutwerte nicht mehr vor.«<br />

»Wohl kaum. Soviel ich weiß, haben sie ihn eingeäschert und...<br />

wo ist eigentlich seine Asche aufbewahrt?« <strong>Ryan</strong> dachte nach. In<br />

der Kremlmauer? Oder hatte man den Fichtenholzsarg einfach nur<br />

vergraben, statt ihn zu verbrennen? War es wirklich der Mühe wert,<br />

sich darüber den Kopf zu zerbrechen?<br />

»Komisch. Viele historische Persönlichkeiten haben gewisse<br />

Dinge getan, weil sie psychisch labil waren. Heute könnte man<br />

ihnen mit Lithium oder irgendwelchen anderen Substanzen helfen,<br />

die wir – hauptsächlich in den letzten dreißig Jahren – entdeckt<br />

haben, aber damals standen ihnen lediglich Alkohol und Jod zur<br />

Verfügung. Oder vielleicht ein Exorzismus«, fügte sie hinzu, wobei<br />

sie sich fragte, ob daran wirklich etwas war.<br />

»Und Rasputin? Stimmte auch bei ihm etwas mit der Chemie<br />

nicht?«, warf <strong>Ryan</strong> ein.<br />

»Schon möglich. Über ihn weiß ich allerdings kaum etwas, außer<br />

dass er ein ziemlich verschrobener Mönch gewesen sein soll.«<br />

»Nein, er war kein richtiger Mönch, nur ein Laie mit einer mystischen<br />

Ader. Heute wäre er wahrscheinlich Fernsehprediger. Wie<br />

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