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Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

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86 3. Historische Übersicht<br />

Goetz, Bischöfliche Politik<br />

Hiestand Rudolf, Varlar, der Bischof von <strong>Münster</strong> und Cappenberg. Zu einem angeblichen<br />

Original E ugens III. (WestfZ 14<strong>1.</strong> 1991 S. 9 - 23)<br />

WestfKlosterb 1<br />

Imagination des Unsichtbaren<br />

Kaiser Heinrich IV unterbrach bewußt und systematisch die von seinen Vorgängern<br />

zumeist beachtete Tradition, bei der Besetzung des münsterischen Bischofsstuhls<br />

sächsische Bewerber, vor allem Ostfalen, zu bevorzugen. Er griff<br />

auf Angehörige süddeutscher, mit ihm im Bunde stehender Familien zurück.<br />

So verdankte Bischof Er p h 0 (1085 - 1097) seine Ernennung einer schon in<br />

jugendlichem Alter entstandenen Verbindung zum Herrscher, die wahrscheinlich<br />

über Graf Boto den Tapferen von Botenstein lief, der sich in den Ungarnkriegen<br />

ausgezeichnet hatte und mit Judith von Schwein furt, der Witwe Herzog Konrads<br />

von Bayern, einer Verwandten Heinrichs IV, verheiratet war. Damit rückt Erpho<br />

in die Nähe der mit den pfalzgräflichen Aribonen, zu denen Boto gehörte,<br />

verschwägerten Sighardinger, die das bei Salzburg gelegene Kloster Michaelbeuern<br />

neu begründeten. Trifft diese Beziehung zu, so fände der von der Bischofschronik<br />

Erpho verliehene Beiname van Mekelenborch eine Erklärung, zumal<br />

das heutige Mecklenburg damals noch nicht bestand und nicht namengebend<br />

gewesen sein kann.<br />

Erpho muß ein ganz besonders enger Vertrauter des Königs gewesen sein.<br />

<strong>Die</strong> von tiefem Haß gegen den Kaiser genährten Anwürfe des Halberstädter<br />

Bischofs Herrand - übrigens wohl ein Landsmann Erphos - gegen die <strong>Bistum</strong>spolitik<br />

Heinrichs IV versteigen sich zur Unterstellung ungeheuerlicher sittlicher<br />

Verfehlungen, die den Kaiser und Erpho verbunden haben sollen (MGH.<br />

Lib. de lite 2 S. 289). Von anderen Kaiserfeinden wurden die Vorwürfe begierig<br />

aufgenommen. D erartige Anschuldigungen, mochte an ihnen etwas sein oder<br />

nicht, konnten nur dann Aussicht auf Erfolg haben, wenn allgemein bekannt<br />

war, daß das persönliche Verhältnis der Beschuldigten sehr eng war.<br />

Als Bischof Friedrich <strong>1.</strong> in <strong>Münster</strong> starb, weilte Heinrich IV gerade in Italien.<br />

So liegt die Vermutung nahe, in <strong>Münster</strong> sei damals ein Anhänger der päpstlichen<br />

Partei zum Bischof gewählt worden, der wahrscheinlich dem Geschlecht<br />

der Steinfurter zuzuzählende Domdechant Rudolf. Jedoch ging der Kaiser nach<br />

seiner Rückkehr im Sommer 1084 in mehreren Fällen gegen Gregorianer im<br />

deutschen Episkopat vor, wohl auch in <strong>Münster</strong>, wo er den ihm ergebenen<br />

Erpho durchsetzte. <strong>Die</strong> Bischofsweihe erfolgte um Weihnachten 1084 in Köln<br />

(Meyer von Knonau 3 S. 605). Sofort danach eilte Erpho nach <strong>Münster</strong>, um<br />

Besitz vom <strong>Bistum</strong> zu nehmen. Er benutzte die Gelegenheit, um sich bei der<br />

Weihe des nach dem Brande von 1070 zerstörten und nun wiederhergestellten<br />

Teils des Klosters St. Marien Überwasser (1 <strong>1.</strong> Januar 1085: MGH.SS. 16 S. 440)<br />

der Öffentlichkeit zu präsentieren. Bis 1088 waren alle Schäden am Kloster<br />

beseitigt. Doch hielt es den Bischof nicht lange in <strong>Münster</strong>. Nach seinem kurzen

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