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Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

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§ 17. <strong>Das</strong> Fürstbistum in der Interessensphäre Frankreichs und der Seemächte 281<br />

Druck ausübte, entschloß er sich, am Reichskrieg teilzunehmen (erklärt am<br />

3. April 1689), ließ seine Truppen aber nicht abrücken, bevor feststand, daß<br />

keine brandenburgischen Verbände im Stift Quartier nähmen. Beim Feldzug am<br />

Rhein zeichnete sich besonders die münsterische Artillerie unter Lambert Friedrich<br />

Corfey aus.<br />

<strong>Die</strong> damals zu beobachtende schroffe Haltung Friedrichs III. von Brandenburg<br />

gegenüber dem Bischof hatte ihre Ursache darin, daß dieser, wie auch<br />

sein Bruder, der Paderborner Domdechant Ferdinand von Plettenberg, die<br />

Bildung eines katholischen Bündnisses der Stifte <strong>Münster</strong>, Paderborn und<br />

Lüttich sowie des Kurfürsten von der Pfalz anstrebte (Scharlach S. 28), das<br />

stark genug war, einen baldigen Frieden erzwingen zu können. Verdacht<br />

erregte, daß protestantische Fürsten, wie im 17. Jahrhundert üblich, dazu<br />

nicht eingeladen waren.<br />

<strong>Das</strong> unter den Verbündeten herrschende Mißtrauen blockierte 1690 einen<br />

energischen Feldzug. Viel zu spät brachen die brandenburgischen und münsterischen<br />

Truppen unter dem Oberbefehl des Kurfürsten auf. Ihrem Ausbleiben<br />

auf dem Kriegsschauplatz schrieb man die schwere Niederlage bei Fleurus<br />

(<strong>1.</strong> Juli 1690) zu. Mitte Juli standen die <strong>Münster</strong>schen erst bei Jülich. General<br />

von Schwartz blieb dort stehen und ließ sich nicht zu weiterem Vorrücken<br />

bewegen. Sein Benehmen erregte in Wien und Berlin besorgtes Nachdenken.<br />

Der Bischof untersagte seinem Oberbefehlshaber auch die Beteiligung an den<br />

Belagerungen von Montroyal und Dinant. Er lehnte ferner einen Beitritt zur<br />

großen Koalition (vom 12. Mai 1689) ab, wie sie der Kaiser wünschte. Offensichtlich<br />

strebte Plettenberg eine andere Politik an. Er horchte auf, als im Herbst<br />

1690 das Projekt einer Dritten Partei unter Führung Frankreichs und Beteiligung<br />

von Schweden und Dänemark auftauchte, in der sich deutsche Fürsten zusammenfinden<br />

sollten, um den Frieden zu erzwingen. Der Bischof schloß mit Herzog<br />

Ernst August von Hannover, der ein Hauptvertreter dieses Gedankens war,<br />

einen inhaltlich unbekannten Vertrag und setzte sich mit der französischen Partei<br />

am Stockholmer Hof in Verbindung. Am 25. März 1691 folgte der in <strong>Münster</strong><br />

geschlossene geheime Neutralitätsvertrag mit Ludwig XIV (vom König am<br />

6. April d. J. ratifiziert). Plettenberg verpflichtete sich darin, nicht länger am<br />

Reichskrieg gegen Frankreich teilzunehmen und die Bildung der Dritten Partei<br />

zu fördern. Für das münsterische Heer von 12000 Mann sollten jährlich 750 000<br />

Livres und einmalig 250 000 Livres an den Bischof gezahlt werden. Zwar stand<br />

der Fürst nun ganz im französischen Lager, sah sich aber aller finanziellen Sorgen<br />

ledig und in sicherer Position als bisher. <strong>Die</strong>se Vorteile ungefährdet zu<br />

genießen, bildete den Grundstock seiner weiteren Politik.<br />

Ihn beeindruckte die Erregung der Verbündeten über sein verändertes Verhalten<br />

wenig. Nur Wilhelm von Oranien brachte ihn durch Vorlage eines von<br />

ihm, Plettenberg, selbst unterzeichneten Reverses in Verlegenheit, in dem der

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