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Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

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220 3. Historische Übersicht<br />

Zweifellos stellte die Stadt <strong>Münster</strong> in der täuferischen Welt einen Einzelfall<br />

dar, doch blieben auch die anderen Stiftsstädte nicht unberührt. Lutherische<br />

Gedanken fanden am schnellsten in Warendorf Eingang. Täuferische Einflüsse<br />

machten sich nach der Huldigung des Bischofs (4. Mai 1533) in Gewalttaten<br />

gegen Geistliche bemerkbar. Verantwortlich war ein Prädikant aus Goch. <strong>Die</strong><br />

Verhaftung einiger Rädelsführer durch den Bischof verschärfte nur die radikalen<br />

Tendenzen. Am 17. Februar 1534 zogen die Warendorfer Täufer schließlich in<br />

die Hauptstadt. In Warendorf machten bischöfliche Söldner am 2<strong>1.</strong> Oktober<br />

d. J. dem Treiben ein Ende. Der altkirchliche Gottesdienst wurde wiederhergestellt.<br />

<strong>Die</strong> Stadt verlor bis 1542 ihre Privilegien.<br />

Weniger spektakulär verliefen die Glaubensstreitigkeiten in Coesfeld und<br />

Dülmen. In Ahlen entbehrten sie nicht einer komischen Note, nachdem die<br />

beiden Pastoren, Cappenberger Prämonstratenser, Weidevieh der Bürger beschlagnahmten<br />

und damit die Wut der Betroffenen gegen den Pastor oder Prediger<br />

Gerhard Cotius gen. Schlips tein hervorriefen, dem die Schuld an dem angerichteten<br />

Schaden zugeschoben wurde. Auch andere kleinere Städte wandten<br />

sich in verschiedener Abstufung reformatorischen Lehren zu, nicht selten sogar<br />

den Täufern. Über den Anteil der bäuerlichen Landbevölkerung läßt sich dagegen<br />

nichts sagen.<br />

<strong>Die</strong> tragischen Ereignisse der Jahre 1534/ 35 brachten die Herrschaft des<br />

Bischofs in größte Bedrängnis, ohne sie jedoch grundsätzlich zu gefährden. <strong>Die</strong><br />

für diese Zeit enormen militärischen Aufwendungen führten zu finanziellen Abhängigkeiten<br />

weit über die Grenzen des Fürstbistums hinaus. Schon im Herbst<br />

1533 erschreckten Landgraf Philipp Gerüchte, Kaiser Karl V habe dem in<br />

Schwierigkeiten geratenen Bischof von <strong>Münster</strong> vorgeschlagen, ihm das Stift<br />

gegen eine jährliche Rente von 10000 Kronen abzutreten. Damit erhob sich<br />

das Drohbild, der Kaiser wolle seine Herrschaft nach dem Vorgang des <strong>Bistum</strong>s<br />

Utrecht (1528) über die Stifte <strong>Münster</strong>, Bremen und womöglich Osnabrück,<br />

Paderborn und Minden ausdehnen, eine Gefährdung der Teutschen Libertät durch<br />

die Spanische Servitut. Der Landgraf warnte Franz von Waldeck dringend, das<br />

kaiserliche Angebot anzunehmen. Zu ernsthaften Verhandlungen mit dem Brüsseler<br />

Hof scheint es denn auch nicnt gekommen zu sein.<br />

Der Bischof bevorzugte wohl eine andere Lösung. Wenn er auch für die<br />

Täufer kein Verständnis aufbrachte, stand er doch der lutherischen Lehre wohlwollend<br />

gegenüber. Einem hessischen G esandten vertraute er im Sommer 1535,<br />

kurz nach Eroberung der Hauptstadt, sein Ziel an, in seinen Stiften das lutherische<br />

Bekenntnis einzuführen. Damit eröffnete sich für ihn die Möglichkeit, seine<br />

Stifte in weltliche Fürstentümer zu verwandeln, Anna Polmann öffentlich zu<br />

heiraten und eine D ynastie zu begründen. Ob sein im D ezember 1540 gefaßter<br />

Entschluß, die höheren Weihen und die Bischofsweihe zu empfangen, den Verzicht<br />

auf solche Pläne bedeutete, bleibt unbeantwortet. Vielleicht handelte es

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