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Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

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708 4. Verfassung<br />

der höheren Geistlichkeit der damaligen Zeit zur mosaischen Religion gedeutet<br />

(Aschoff, Ständische Gesellschaft S. 575), kann aber ebensogut als Beispiel letztendlicher<br />

Überlegenheit des Christentums verstanden werden. <strong>Die</strong> Legende<br />

dürfte kaum vor dem 13. Jahrhundert entstanden sein. Historisch besitzt sie<br />

keinen Wert.<br />

Der erste namentlich bekannte Jude, der sich vorübergehend in <strong>Münster</strong><br />

aufhielt, war der in Mainz ansässige Juda ben David halewi, der um 1127/28 im<br />

Auftrage seines Vaters die Rückzahlung eiries Bischof Ekbert gewährten Kredits<br />

betreiben sollte. Durch Gespräche, freundliche Behandlung durch einen Hofbeamten,<br />

Predigten des Bischofs und einen Aufenthalt in Cappenberg tief berührt,<br />

trat Juda zum Christentum über und unter dem Namen Hermann den Prämonstratensern<br />

bei. Er soll zum Propst von Scheda aufgestiegen sein (ebd. S. 575 f.).<br />

Damals gab es in <strong>Münster</strong> noch keine ansässigen Juden, spätestens aber um die<br />

Mitte des 12. Jahrhunderts. Bei der ersten Judenverfolgung sollen 1287 in der<br />

Stadt 93 Personen getötet worden sein (Bahlmann S. 380 f.; Prinz S. 177). Um<br />

1300 bestand eine größere jüdische Gemeinde in der Bischofsstadt. Ihr Friedhof<br />

lag zwischen Liebfrauen- und Bispingtor außerhalb der Stadtmauern. Nur die<br />

münsterische Gemeinde besaß im Stift eine Synagoge, einen Friedhof und andere<br />

Gemeindegebäude (Rixen S. 380 f.). Weitere jüdische Gemeinden lassen<br />

sich seit 1298 in Coesfeld, 1306/8 in Vreden, 1327 in Borken, um 1330 in<br />

Burgsteinfurt, 1343 in Beckum und Rheine, vor 1350 in Warendorf nachweisen<br />

(Aschoff, Ständische Gesellschaft S. 577).<br />

Ursprünglich lag das Judengeleit im Stift <strong>Münster</strong> in kaiserlicher Hand (Kammerknechtschaft).<br />

Am 8. Februar 1301 verlieh König Albrecht den Judenschutz<br />

in Westfalen dem Grafen Everhard von der Mark (Brilling- Richtering S. 67 f.<br />

Nr. 44). König Ludwig der Bayer entzog Graf Engelbert von der Mark jedoch<br />

den Judenschutz wegen Ungehorsams am 22. Mai 1317 und übertrug ihn Graf<br />

<strong>Die</strong>trich VIII. von Kleve (ebd. S. 81 Nr. 64). Am 8. Juli 1337 belehnte Kaiser<br />

Ludwig der Bayer Graf Heinrich von Waldeck mit dem Judenschutz im <strong>Bistum</strong><br />

<strong>Münster</strong> (ebd. S. 112 Nr. 108), doch bahnte sich schon unter Bischof Ludwig<br />

von Hessen (1310-1358) der Übergang des Regals auf den Bischof an (Rixen<br />

S. 14 f.). So bat dieser 1323 die Stadt Coesfeld, zwei Juden mit ihren Familien<br />

aufzunehmen. Auch anderen Juden verlieh der Bischof Geleit nach Coesfeld,<br />

um dort nach Judenrecht freien Handel zu treiben und die Bürgerrechte zu<br />

genießen (ebd. S. 40; Brilling- Richtering S. 88 f. Nr. 75). Rechtlich blieben die<br />

Juden im Stift aber nach wie vor kaiserliche Kammerknechte. So verbot König<br />

Kar! IV, die Juden nobis et nostre camere pertinentes vor Freigerichte zu laden<br />

(16. Juli 1349: ebd. S. 191 Nr. 190), gültig zumindest für das Herzogtum Westfalen.<br />

Ein später Nachklang dieses Verhältnisses findet sich in der Ernennung des<br />

Wormser Rabbis Anselm von Köln zum Obersten Meister und Rabbiner der<br />

Judenschaften in den westlichen <strong>Diözese</strong>n des Reiches, darunter das <strong>Bistum</strong>

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