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Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

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§ 6. Vorgeschichte, Gründung, Grenzen und Patronat der <strong>Diözese</strong> 61<br />

<strong>Die</strong> Lage des Ortes an einer bedeutenden und belebten Straße von Utrecht über<br />

D eventer nach Osten spielte gewiß eine Rolle, ebenso die örtliche Situation auf<br />

dem damals deutlicher als heute ins Auge fallenden hochwasserfreien Hügel<br />

über dem Aa-Flusse. Zudem dürfte ausschlaggebend gewesen sein, daß die für<br />

das 7. und 8. Jahrhundert archäologisch nachgewiesene Siedlung auf dem Hügel<br />

bis zu ihrer Zerstörung um 780 eine zentrale Funktion im Südergo ausgeübt zu<br />

haben scheint. <strong>Die</strong> Stätte an der "Furt der Leute des Mimigern" - das bedeutet<br />

der Name Mimigernaford (fiefenbach) - bestand zu einem nicht geringen Teil<br />

aus Häusern, die auf gewerbliche Tätigkeit ihrer Bewohner zur Befriedigung<br />

weiträumigerer Bedürfnisse schließen lassen. Wie die Stellung der Siedlung im<br />

sächsischen Herrschaftsgefüge im einzelnen beschaffen war, ob vielleicht auch<br />

ein Gauheiligtum hier seinen Platz hatte, läßt sich ebensowenig mit Sicherheit<br />

beschreiben wie eine mögliche Anknüpfung bei der Einrichtung des fränkischen<br />

und kirchlichen Systems.<br />

Entscheidende Bedeutung für die Wahl Mimigernafords zum Mittelpunkt<br />

von Liudgers Missionsbezirk muß auf jeden Fall das Vorhandensein von Königsgut<br />

zur Ausstattung der vorgesehenen <strong>Diözese</strong> besessen haben. <strong>Die</strong> materielle<br />

Ausstattung eines neuen <strong>Bistum</strong>s ohne Königsgut ist nicht vorstellbar. So hatten<br />

die fränkischen Kapitularien von 780 sorgfältig die rechtliche und materielle<br />

Sicherung von Kirchen und Priestern geregelt. Der König konnte, wenn er den<br />

Wunsch nach Gründung des <strong>Bistum</strong>s <strong>Münster</strong> hegte, Liudger nicht mit leeren<br />

Händen gegenübertreten. Karl der Große hatte Liudger bereits das brabantische<br />

Kloster Lotusa persönlich zum Geschenk gemacht. Doch reichte das keinesfalls<br />

für eine <strong>Diözese</strong> aus. Am wahrscheinlichsten ist es, daß hierfür reichlich vorhandenes,<br />

konfisziertes, ehemals sächsisches Gut im zentralen <strong>Münster</strong>land zur Verfügung<br />

stand. <strong>Die</strong> dem Missionar übertragenen Güter werden sich im einzelnen<br />

niemals definieren lassen. Dazu sind die zeitlichen Abstände zu den frühesten<br />

Aufzeichnungen des münsterischen Stiftsbesitzes zu groß. Doch bleibt auch im<br />

Hochmittelalter noch erkennbar, daß der bischöfliche und domkapitularische<br />

Besitz in einem breiten, zwischen Ems und Lippe von Norden nach Süden<br />

verlaufenden Streifen konzentriert lag. <strong>Das</strong> Ost- wie auch das Westmünsterland<br />

blieben so gut wie unberührt. In diesem Bereich zeichnet sich die zentrale Lage<br />

des Ortes Mimigernaford noch deutlicher ab als innerhalb der Gesamtdiözese.<br />

Selbstverständlich gründete Liudger auf seinen Missionsreisen auch Kirchen,<br />

doch läßt sich keine mit Sicherheit als liudgerische Gründung festlegen. Im<br />

allgemeinen erlaubten die damals herrschenden Verhältnisse nur dem grundbesitzenden<br />

Adel, Kirchen zu stiften. <strong>Die</strong> Rolle der Missionare beschränkte sich<br />

darauf, Kirchengründungen anzuregen, die sich im Rahmen des Eigenkirchenrechtes<br />

vollzogen. Allenfalls konnte Liudger "eigene" IGrchenstiftungen vornehmen,<br />

wenn ihm von einem Grundbesitzer für diesen Zweck Liegenschaften und<br />

Einkünfte zur Verfügung gestellt wurden. Nachrichten darüber fehlen ganz. <strong>Die</strong>

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