06.08.2013 Aufrufe

Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

§ 8. <strong>Die</strong> <strong>Diözese</strong> unter den letzten Saliern bis zur Zeit K aiser Friedrichs <strong>1.</strong> 91<br />

Den Rückweg nahm der Herzog über Corvey, wo Friedensgespräche stattfinden<br />

sollten. D ort soll ein kaiserlich gesinnter sceiestus Borchardus am 15. März<br />

1115 Abt Erkenbert in seine Gewalt gebracht und 200 Mark Lösegeld erpreßt<br />

haben (Corveyer Annalen ed. Prinz S. 91). Da Bischof Burchard zu dieser Zeit<br />

exkommuniziert war, wäre es durchaus möglich, daß der scelestus Borchardus mit<br />

dem münsterischen Bischof ein und dieselbe Person ist. <strong>Die</strong> Gewalttat wäre ihm<br />

zuzutrauen (vgl. <strong>Diözese</strong> <strong>Münster</strong> Bd. 2). Auch hielt er sich damals außerhalb<br />

der Stadt <strong>Münster</strong> auf. 1 )<br />

<strong>Die</strong> Zerstörung der Burg Bentheim durch den Sachsenherzog 1116 (Meyer<br />

von Knonau 7 S. 21 ff.) und die etwa gleichzeitige Niederbrennung von Freckenhorst<br />

(GS NF lOS. 73) offenbaren, daß Herzog Lothar damals auch gegen<br />

andere Kaiseranhänger in Westfalen vorging.<br />

<strong>Die</strong> Verdienste Burchards um sein <strong>Bistum</strong> halten sich demnach in Grenzen.<br />

Er hat der <strong>Diözese</strong> durch seine Politik schwere Schäden zugefügt. Umso bedeutender<br />

erscheint sein Wirken im Reichsdienst, das hier nur kurz umrissen werden<br />

kann. Er war in der Tat ein magnus princeps} qui vere omnia H enrici V imperatoris<br />

negotia tam privata quam publica rexit (Kock S. 49). Schon unter Heinrichs V Vater<br />

tritt Burchard fast ohne Unterbrechung am Hofe auf. Am 14. Januar 1104 steht<br />

er bereits an erster Stelle unter den anwesenden Bischöfen, als er am Kaiserhofe<br />

ein Weistum für das Augsburger Domkapitel verkündet (MGH.DH.IV<br />

Nr. 483 f.).<br />

Nach dem tragischen Bruch des jungen Königs mit seinem Vater Heinrich IV<br />

in Fritzlar (1104) geriet Burchard in eine kritische Lage. Als er am alten Kaiser<br />

festhielt, setzte ihn die Goslarer Fürstenversammlung kurz nach Ostern 1105<br />

unter Leitung des Legaten Gebhard von Konstanz kurzerhand ab (Erhard,<br />

Reg. 1 Nr. 1321). Noch Ende Oktober d.]. weilte Burchard beim Kaiser in Köln,<br />

obgleich dieser in äußerste Bedrängnis geraten war (RegEbfKöln 2 S. 6 Nr. 33).<br />

Erst als die meisten Reichsinsignien Heinrich V in die Hände fielen und dieser<br />

nach der Handauflegung zweier Legaten und erneuter Huldigung in Mainz als<br />

eindeutiger Sieger feststand, entschloß sich Burchard schweren Herzens, den<br />

alten Kaiser zu verlassen (Meyer von Knonau 5 S. 281). <strong>Die</strong> verhängnisvollen<br />

Folgen seines Schrittes wurden bereits geschildert.<br />

Nach dem baldigen Tode Heinrichs IV setzte Bischof Burchard seinen Hofdienst<br />

fort. Papst Paschalis 1<strong>1.</strong> suspendierte ihn mit allen anderen Anhängern<br />

Heinrichs V am 23. Mai 1107 (Weiers S. 130 Nr. 126). Unbeeindruckt begleiteten<br />

die Betroffenen aber weiterhin den König auf seinen Reisen. Im Herbst<br />

1110 brach Burchard mit ihm zum ltalienzug auf (Leidinger, Romzug). D er<br />

König verlieh Burchard als einem mit den italienischen Verhältnissen hervor ra-<br />

I ) KAM! SKY S. 120 meint irrtümlich, Burchard habe sich in der belagerten Stadt befunden.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!