06.08.2013 Aufrufe

Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

§ 14. <strong>Das</strong> Ringen um die Macht 211<br />

auf dem Rathaus sichergestellt. D er Erfolg regte zu einer Versammlung unter<br />

Teilnahme anderer Handwerker aus den übrigen Stiftsstädten an (<strong>1.</strong> Juni 1525),<br />

die zu einem förmlichen Bunde führte.<br />

D omkapitel und Ämter wandten sich gleichzeitig an den in Ahaus residierenden<br />

Fürstbischof Friedrich von Wied (1522-1532), einen jüngeren Bruder<br />

Kurfürst Hermanns von Köln, der am 6. November 1522 auf E mpfehlung seines<br />

Bruders und Herzog Johanns von Jülich-Kleve-Berg zum münsterischen<br />

Bischof gewählt worden war und, nach päpstlicher Bestätigung und kaiserlichem<br />

Indult, am 24. August 1523 in seine Hauptstadt einzog (Schröer, Reformation 2<br />

S. 125). Bis zu den erwähnten Unruhen war er kaum in Erscheinung getreten.<br />

<strong>Das</strong> aufgeschreckte D omkapitel und der konservative Stadtrat sorgten dafür,<br />

daß die als Anstifter verdächtigten lutherischen Kapläne Lubbert Cansen von<br />

St. Martini, Johann Tant von St. Lamberti und Gottfried Reining von St. Marien<br />

Überwasser ihre Ämter verloren. Johann Vincke von St. Ludgeri ließ sich mit<br />

einer guten Pfründe zur alten Kirche zurückziehen. <strong>Die</strong> niedere Geistlichkeit<br />

und bald darauf auch der Stadtrat baten den Fürsten um Milde für die Anführer.<br />

Obgleich nach der Niederlage der Bauern bei Frankenhausen (15. Mai 1525)<br />

die Gefahr einer Sozialrevolution abgeflaut war, reagierte Friedrich von Wied<br />

nervös. Er erblickte in den Unruhen einen Angriff auf seine Hoheitsrechte. Am<br />

7. und 9. Juni d. J. beschuldigte er den Stadtrat der Komplizenschaft mit den<br />

Aufrührern. Nur er selbst sei berechtigt, gegen Mißstände in der Geistlichkeit<br />

einzuschreiten. Schon gar nicht seien die Ämter befugt, gegen Kleriker Gewalt<br />

anzuwenden. Kategorisch verlangte der Bischof die Rückgabe eingezogener<br />

Werkzeuge und Webstühle (ebd. S. 129).<br />

Der Stadtrat wandte am 16. d. M. ein, daß alle ergriffenen Maßnahmen ausschließlich<br />

dem Wohle der Bürger dienten. Dagegen distanzierte sich das Domkapitel<br />

am 27. Juni von allen Zugeständnissen an die Ämter und verließ fast<br />

geschlossen die Stadt. Nachdem der Hansetag am 29. Juni das Verhalten der<br />

Ämter verurteilt und der Fürst am 10. Juli erneut die Herausgabe aller beschlagnahmten<br />

Gegenstände und Urkunden gefordert hatte, lenkte der Stadtrat ein.<br />

Er erklärte sich zur Tilgung unbilliger Artikel und zur Rückerstattung der eingezogenen<br />

Rentbriefe bereit, wollte aber die Arbeitsgeräte nicht herausgeben, weil<br />

sie die Gewerbe der Bürger beeinträchtigten.<br />

Damit endete der Streit aber nicht. Grundsätzlich beharrten beide Seiten<br />

auf ihrem Standpunkt. Vergeblich versuchte Friedrich von Wied, seinen Bruder,<br />

Erzbischof Hermann, zur Handelssperre gegen münsterische Bürger zu bewegen.<br />

Der Metropolit riet vielmehr zu Milde und Verständigung und ernannte auf<br />

Bitten seines Bruders im März 1526 eine Schiedskommission, die am 27. März<br />

einen Vergleich entwarf, der die Außerkraftsetzung der 34 Artikel und eine Sicherheitsgarantie<br />

für die Domkapitularen vorsah. <strong>Die</strong> Webstühle waren den Nie-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!