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Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

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§ 55. Gewerbe und Handel 699<br />

Nowgoroder Hof nach Lübeck zuzustimmen, widersetzte sich <strong>Münster</strong> heftig,<br />

wohl um seine alten Handelsbeziehungen zu Wisby nicht zu stören. In Brügge<br />

wurde die Stadt <strong>Münster</strong> gar erst 1347 in eines der drei Kontore eingereiht<br />

(Rondorf S. 10-13), doch blieb die Teilnahme der <strong>Münster</strong>länder an hansischen<br />

Angelegenheiten auch nach diesem Schritt ausgesprochen schwach. Nur ganz<br />

selten entsandte <strong>Münster</strong> Vertreter zu den Hansetagen (ebd. S. 13 f., 20 f., 28).<br />

Als in Lübeck 1450 zur Abwehr fürstlicher Eingriffe die Aufstellung einer gemeinsamen<br />

Streitmacht beschlossen wurde, stimmte <strong>Münster</strong> 1452 nur halbherzig<br />

zu (ebd. S. 38 f.). Wegen Ausweisung ihrer Bürgermeister wurde die Stadt<br />

1454 sogar verhanst. <strong>Die</strong> Untersuchung des Vorfalls durch eine Hansekommission<br />

verlief im Sande (ebd. S. 40 ff.). Auch im Streit der Stadt Köln mit der<br />

Hanse 1456 -1470 verhielt sich <strong>Münster</strong> äußerst zurückhaltend. Der Erhalt des<br />

wiedergewonnenen guten Verhältnisses zum Landesherrn scheint ihr wichtiger<br />

gewesen zu sein als ein Anschluß an die fürsten feindliche Hanse (ebd.<br />

S. 53 - 72). Aufforderungen zur finanziellen Beteiligung an der Bekämpfung der<br />

Seeräuberei wurden in <strong>Münster</strong> gleichgültig aufgenommen (ebd. S.72-76).<br />

Selbst die Belagerung der Stadt Braunschweig durch Herzog Heinrich d. Ä. von<br />

Braunschweig (1493) und die Schließung des Kontors Nowgorod durch Iwan<br />

IH. ließen die Stadt <strong>Münster</strong> kalt.<br />

Längst hatte damals die Hanseorganisation ihren Abstieg eingeleitet. Im Jahre<br />

1554 bestanden bereits starke Zweifel, ob die Stiftsstädte überhaupt zur Hanse<br />

gehörten, wenn diese auch nominell mit den beiden Quartieren auf dem Brahm<br />

und auf dem Drein zur Hanse rechneten (Rondorf S. 4 f.). 1577 -1580 traten<br />

Borken, Bocholt, Haltern, Vreden und Dülmen offiziell aus dem Hansebund<br />

aus (ebd. S. 77 - 87). Erst in äußerster Not entsann sich die Stadt <strong>Münster</strong> ihrer<br />

früheren Beziehung zur Hanse und beantragte, als der Landesherr sie belagerte,<br />

die Aufnahme in das 1646 von den Städten Lübeck, Hamburg und Bremen mit<br />

den Generalstaaten geschlossene Bündnis, freilich ohne Erfolg (Kohl, Christoph<br />

Bernhard S. 108 f.).<br />

Fürstbischof Christoph Bernhard, in seinem Wesen wirtschaftlichem Denken<br />

fremd gegenüberstehend, unternahm auf Betreiben eines zwielichtigen niederländischen<br />

Unternehmers den Versuch, Initiativen zur Steigerung der staatlichen<br />

Einkünfte einzuleiten. <strong>Das</strong> Vorhaben scheiterte kläglich (Kohl, Niclaes Kock).<br />

Auch der Ausbau einer Porzellanmanufaktur mißlang (Ilisch). Immerhin blieb<br />

der Gedanke, den überbeanspruchten Staatshaushalt durch gewinnbringende<br />

Unternehmen zu entlasten, lebendig. Es haperte aber an den Kräften zur Durchführung.<br />

Landesherr, adelige Landstände und leitende Beamte des geistlichen<br />

Fürstentums fanden kein Verhältnis zu wirtschaftlichen Fragen. Zudem mangelte<br />

es an Erfahrung. Nach voraussehbaren Fehlschlägen erlahmte die Initiative.<br />

Nicht zuletzt fehlte es am nötigen Mut, die hergebrachten Hemmnisse in Handel<br />

und Gewerbe beiseitezuräumen. Zahlreiche Außen- und Binnenzölle, Vorschrif-

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