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Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

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282 3. Historische Übersicht<br />

Bischof sich verpflichtete, zum Dank für die finanzielle Wahlhilfe der Generalstaaten<br />

stets auf seiten von Kaiser, Reich, der Vereinigten Niederlande und der<br />

Spanischen Niederlande zu verbleiben. Der Bischof redete sich damit heraus, er<br />

fürchte neue Säkularisationen infolge des Bündnisses zwischen England, den<br />

Generalstaaten und Kurbrandenburg. <strong>Die</strong>se Verdächtigung löste große Empörung<br />

aus. Eilig ließ Plettenberg verbreiten, es handele sich um ein Gerücht, dem<br />

er selbst keinen Glauben geschenkt habe.<br />

Der besorgte Wiener Hof plante bereits die Entwaffung des münsterischen<br />

Heeres. Wilhelm von Oranien wollte sich an der Durchführung beteiligen. Doch<br />

kam es anders. Der Bruch des sächsischen Kurfürsten mit dem Kaiser und seine<br />

Annäherung an die Dritte Partei machten den Plan illusorisch. Schon hatte der<br />

Herzog von Hannover den Herzog von Sachsen-Gotha für seinen Gedanken<br />

gewonnen und mit König Karl XI. von Schweden am <strong>1.</strong> Juli 1691 einen Vertrag<br />

geschlossen, um die schwedische Friedensvermittlung voranzutreiben. Der münsterische<br />

Bischof trat diesem Vertrag am 3. August d. J. bei. Er hatte nicht erkannt,<br />

daß Herzog Ernst August mit seinem Plan nichts anderes als die Erringung<br />

der Kurwürde im Auge hatte. Als der Kaiser sich im Januar 1692 nach<br />

anfänglicher Ablehnung der Errichtung der neunten Kur geneigter zeigte, ließ<br />

Ernst August sofort die Dritte Partei wie eine heiße Kohle fallen und trat zum<br />

Kaiser über. Perplex stand Friedrich Christian alleingelassen da.<br />

Seine Neutralitätspolitik stand unverkennbar vor dem Scheitern. Um der Isolierung<br />

zu entgehen, erklärte er sich bereit, dem Kaiser Hilfstruppen gegen die<br />

Türken zuzusenden, versuchte aber, die Kontingente möglichst klein zu halten,<br />

ihren Abmarsch zu verzögern und trotzdem möglichst viel Geld herauszuschinden.<br />

Um den Bischof im kaiserlichen Lager zu halten, erklärte sich Wilhelm<br />

von Oranien trotz größten Mißtrauens gegenüber Plettenberg zur Zahlung von<br />

120000 Rtl. Subsidien bereit. Auf dieser Basis wurde der Vertrag vom 17. März<br />

1692 mit dem Kaiser über die Türkenhilfe geschlossen. Kaiser und Reich fügten<br />

weitere 198 000 Gulden für die kläglichen 3500 Mann hinzu, die der Bischof<br />

stellen wollte, wobei er sich auch noch ausbedang, daß sein Kontingent nicht<br />

gegen Frankreich eingesetzt werden dürfe.<br />

Der Seitenwechsel Herzog Ernst Augusts von Hannover, der ihm am<br />

22. März 1692 die Kurwürde eintrug, erregte Widerstände im Kurfürstenkolleg,<br />

aber auch im Hause Braunschweig-Lüneburg. Haupttreiber unter den Contradicentes<br />

wurde Herzog Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel. <strong>Die</strong>ser<br />

suchte Verbindung zu den wichtigsten Opponenten gegen die neunte Kur: D änemark<br />

und <strong>Münster</strong>. D er Bischof verbarg seine Wut über den Herzog nicht,<br />

der die Dritte Partei kaltschnäuzig eigensüchtigen Plänen geopfert hatte, doch<br />

spielte in der neuen Verbindung Dänemarks, Wolfenbüttels und <strong>Münster</strong>s auch<br />

der konstruktive Gedanke eine Rolle, der Dritten Partei eine neue Basis zu<br />

schaffen. Gemeinsam mit den Kurfürsten von Trier, Köln und der Pfalz gaben

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