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Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

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§ 50. Grundherrlich-bäuerliche Verhältnisse 655<br />

denz an, den Schutz des Landesherrn oder des Domkapitels zu suchen, z. B.<br />

durch Eintritt in die Wachszinsigkeit, eine milde Form persönlicher Abhängigkeit<br />

(Schulte S. 147). <strong>Die</strong> Wachszinsigen des Kapitels leisteten eine jährliche<br />

Wachsabgabe von einem oder zwei Pfund für kirchliche Zwecke, die mit einem<br />

oder zwei Pfennigen abgelöst werden konnte, ausnahmsweise auch eine Weizenlieferung.<br />

<strong>Die</strong> Abgabe lastete nur auf der Person, nicht auf dem bearbeiteten<br />

Gut, auch dann nicht, wenn dieses Gut nur an einen Wachszinsigen vergeben<br />

werden durfte (ebd. S. 113 f.).<br />

Erste Spuren der Wachszinsigkeit reichen im <strong>Münster</strong>land in das 12. Jahrhundert<br />

zurück. So schenkte Franko von Wettringen 1178 dem Kloster Langenhorst<br />

Güter cum mancipiis ... ea tamen mancipiis indulta dementia, ut preter incolas et domesticas<br />

curtium et mansorum familias, cetera omnia, etiam profuga, si infra primum annum redirent,<br />

memorato cenobio deinceps cerocensualia permanerent (Erhard, Cod.2 S. 143 Nr.396).<br />

Im Jahre 1192 bestimmte Bischof Hermann, daß jemand de cerocensualibus der<br />

Kirche zu Werne im Todesfall dem dortigen PIe ban quicquid optimum habuerit in<br />

rebus geben solle (ebd. S.222 Nr. 522). Abt Hermann von Cappenberg setzte<br />

1196 fest, daß die cerocensuales ... ecdesie in Mere, die seine Mutter erbaut hatte,<br />

dabunt ... in festo patroni sui sancti Laurentii super altare ipsius singulis annis duos<br />

denarios, in contractu coniugii cum consorte sua sex nummos, in obitu suo optimam quam<br />

habet aut vestem aut pecudem (ebd. S. 246 Nr. 555). Demnach liegen die auch später<br />

feststellbaren Pflichten der Wachszinsigen bereits damals fest: Wachs zins von<br />

der Person am Jahrestage des jeweiligen Heiligen, Sterbfall und Heiratsgeld.<br />

Im Jahre 1259 übertrug Bischof Otto den Kolon Johann von Beerhorst mit<br />

seiner Familie im Kirchspiel Ahlen als nunmehrige Wachszinsige dem bischöflichen<br />

Altar in der Domkirehe und bestimmte deren Leistungen (WestfUB 3<br />

S. 340 f. Nr. 646). 1263 verkaufte das Kloster Nordhausen Bischof Gerhard von<br />

<strong>Münster</strong> zwei Koniginchöfe bei Gemen bzw. Bocholt und andere Güter cum<br />

ministerialibus, vassa//is, cerocensualibus et mancipiis sive servis nostre ecdesie (ebd. S. 367<br />

Nr. 707). Am 30. April 1315 pachtete der Wachszinsige Heinrich Klostermann<br />

das Gut Blomynchove im Kirchspiel Schöppingen auf Lebenszeit von dem<br />

Domherrn Ludolf von Langen gen. Laschart (WestfUB 8 S. 338 Nr. 931).<br />

<strong>Die</strong> münsterischen Wachszinsigen unterstanden entweder dem Domküster<br />

und lieferten Wachs für die Domkirehe oder dem Domwerkmeister, der das<br />

Wachs für die Marienkapelle am Domumgang verwandte. <strong>Die</strong> Abgaben waren<br />

am Feste SS. Petri et Pauli fällig (GS NF 17,1 S. 560). Im Sterbfall wurde das<br />

Besthaupt oder das beste Kleid nach Wahl des Herrn gefordert,l) so noch in der<br />

1) <strong>Die</strong> Synode von 1373 bestimmte: Quod si vir cerocensualis ducat uxorem suae conditionis,<br />

dabit pellem hircinam aut unum solidum nach Wahl des Domküsters. Si vero duxerit uxorem non<br />

suae conditionis, citandus est tribus edictis et, si comparuerit, dabit V solid os et remanebit in iure suo.<br />

Si vero non comparuerit . .. remanebit perpetuo servilis conditionis illius ecclesie. Et eo difuncto, dominus<br />

tollet haereditatem suam sicut servi. In die Wachszinsigkeit durften nur freie Leute aufgenommen<br />

werden (DKapM 2 C 1 A. 1 a). Mit der letzten Bestimmung sollte verhindert wer-

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