06.08.2013 Aufrufe

Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

286 3. Historische Übersicht<br />

Auch die Herrschaft Gemen stellte einen Fremdkörper im Stift dar. Ein<br />

Reichskammergerichtsspruch von 1694 erkannte Gemen als reichsunmittelbar<br />

an, doch war der Graf von Limburg-Styrum als Besitzer bereit, sie für 162 000<br />

Rtl. an den Bischof zu verkaufen. Er behielt für sich nur die Burg und deren<br />

nähere Umgebung. Der Bischof konnte die Summe mit Hilfe der von Schweden<br />

entrichteten Pfandgelder für Wildeshausen in Höhe von 100000 Rtl. im Jahre<br />

1699 zahlen.<br />

Ohne auswärtige Einkünfte wäre die Handlungsfreiheit des Bischofs überaus<br />

beschränkt gewesen. <strong>Die</strong> fürstlichen Güter waren zum großen Teil verpfändet.<br />

Viele Höfe lagen seit Jahrzehnten wüst. <strong>Die</strong> Bevölkerung war verarmt, der Handel<br />

lag darnieder. Mit Argusaugen wachten die Landstände darüber, daß ihr<br />

Steuerbewilligungsrecht nicht gekränkt wurde. <strong>Die</strong> dem gesamten stiftischen Finanzwesen<br />

zugrundeliegende Kirchspielschatzung, eigentlich eine Grundsteuer,<br />

haftete an den einzelnen Hofstätten und nahm keine Rücksicht auf die wirtschaftliche<br />

Lage der Besitzer. Der Bischof erkannte den Mißstand und bemühte<br />

sich um größere Gerechtigkeit im Steuerwesen (Völker S. 14-29). Sondersteuern<br />

dienten der Deckung von Defiziten im Staatshaushalt, besonders in<br />

Kriegs fällen. Dazu rechneten die Haussteuer, die Kopf- oder Personensteuer<br />

und der Viehschatz. Mit den sogenannten Moderationen (vgl. § 54) sollten offensichtliche<br />

Ungerechtigkeiten ausgeglichen werden.<br />

<strong>Die</strong> größten finanziellen Ansprüche stellte das Militär. Gerade unter Friedrich<br />

Christian stiegen die Heeresausgaben enorm in die Höhe. Für die Hofhaltung<br />

wurden, da die Domänen nicht genügend Geld erbrachten, aus der Landeskasse<br />

monatlich 2000 Rtl. ausgeworfen, das sogenannte Subsidium, das als freiwillige<br />

Leistung der Stände galt. Zinsendienst und Beamtengehälter verschlangen einen<br />

großen Teil der Steuern. <strong>Die</strong> öffentlichen Schulden waren auf über eine Million<br />

Reichstaler angestiegen. Trotz ernsthafter Bemühungen gelang es Bischof Friedrich<br />

Christian nicht, sie zu vermindern. Auch bei der Neuordnung der dem<br />

Fürsten als Regal zustehenden Zölle verzeichnete er nur geringe Erfolge, weil<br />

ihm die Stände keine freie Hand ließen. Unbefriedigend blieben auch seine Bemühungen<br />

auf dem Gebiete des Münzwesens.<br />

Nach dem Tode Plettenbergs (5. Mai 1706) meldeten die Generalstaaten ein<br />

in diesem Umfang bisher nicht dagewesenes Interesse an der Nachfolge an.<br />

<strong>Die</strong> Gründe dafür lagen auf militärischem Gebiet (s. o.). Interessiert waren die<br />

Niederländer aber auch daran, die noch von Kaiser Leopold <strong>1.</strong> angestrebte Wahl<br />

seines Neffen Karl Joseph von Lothringen, Bischofs von Osnabrück und 01mütz,<br />

in <strong>Münster</strong> zu verhindern. An einer Konzentration habsburgischer Macht<br />

an ihren Grenzen lag den Holländern nichts.<br />

E rkundigungen des nach <strong>Münster</strong> entsandten Ernst Hendrik van Ittersum<br />

ergaben, daß im D omkapitel Kräfte vorhanden waren, die den niederländischen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!