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Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

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§ 18. D as Fürstbistum in Personalunio n mit Kurköln 303<br />

butionen und machten den Abzug ihrer Truppen von deren Zahlung abhängig.<br />

Eine solche Verknüpfung lehnte Fürstenberg ab und fand nun auch seitens<br />

des Kurfürsten Unterstützung für eine unnachgiebige Haltung (ebd. S. 91 ). Am<br />

15. März rückte die in preußischen <strong>Die</strong>nsten stehende "Britische Legion" aus<br />

<strong>Münster</strong> ab, am 2<strong>1.</strong> d. M. folgten ihr die Hannoveraner. Sechs Jahre fremder<br />

Besatzung des <strong>Münster</strong>landes gingen damit zu Ende. Fürstenberg machte sich<br />

daran, sein Wiederaufbauprogramm zu verwirklichen. <strong>Das</strong> Domkapitel verpflichtete<br />

ihn, die Zitadelle und alle Befestigungsanlagen in <strong>Münster</strong>, Meppen,<br />

Vechta und Warendorf zu schleifen und die während der letzten Vakanz verminderte<br />

Kopfstärke der Armee nicht wieder zu erhöhen. Außerdem sollte in <strong>Münster</strong><br />

eine beständige Residence für den Landesherrn errichtet werden. Alle Forderungen<br />

wurden während der Amtszeit Fürstenbergs bis zum Jahre 1780 in vollem<br />

Umfange erfüllt (ebd. S. 94). Nur in der Militärpolitik ergaben sich Schwierigkeiten<br />

mit den Ständen, worauf noch eingegangen wird.<br />

Der wirtschaftliche Aufbau des Landes sollte sich nach den Vorstellungen<br />

Fürstenbergs gemäß englischen Vorbildern vollziehen. Sein Memoire sur /'Etat,<br />

wahrscheinlich im April 1763 niedergeschrieben, empfahl, junge Leute zur Ausbildung<br />

in Handel und Gewerbe auf die britischen Inseln zu entsenden. <strong>Das</strong><br />

kleine Fürstbistum <strong>Münster</strong> könne zwar niemals ebenbürtiger Handelspartner<br />

für die Großmacht England werden, aber doch das englische lagerhaus auf dem<br />

Kontinent. Daneben sollte der Handelsverkehr mit den Niederlanden erhalten<br />

und möglichst verstärkt werden. Den Handel mit Frankreich und Italien lehnte<br />

Fürstenberg dagegen als schädlich ab, da er das Land mit entbehrlichem Luxus<br />

und Genußmitteln überschwemme. Sein Konzept entsprach vollkommen der<br />

damals von Kurfürst Maximilian Friedrich betriebenen Außenpolitik.<br />

Über dessen politische Vorstellungswelt berichtete der österreicrusche Gesandte,<br />

er betrachte das österreichisch-französische Bündnis als Unglück für<br />

Deutschland und halte es für dringend notwendig, das alte .rystem mit den seemächten<br />

anwiederum hervorzubringen (Braubach, Außenpolitik S. 333). Eine solche Einstellung<br />

entsprach freilich nicht der Politik des österreicruschen Staatskanzlers Kaunitz.<br />

Dessen Abneigung galt daher dem Kölner Kurfürsten und in noch höherem<br />

Maße dem geschmeidigen Minister Belderbusch, einem Ordensritter, dem<br />

der Kurfürst im Alter mehr und mehr die Gestaltung der kurkölnischen Politik<br />

überließ. Im September 1766 ernannte Maximilian Friedrich bei einem Aufenthalt<br />

im Schlosse Ahaus Belderbusch zum alleinigen Premier-, Hof- und Staatsminister<br />

(ebd. S. 339), zum höchsten Verdrusse des Wiener Hofes, der Belderbusch<br />

als eigennützig, geldgierig und von England bestochen klassifizierte.<br />

In der Vorliebe für England traf sich übrigens Fürstenberg mit Belderbusch,<br />

wenn dieser auch seinen münsterischen Kollegen sonst mit Eifersucht verfolgte.<br />

Fürstenberg wußte sich mit Hilfe der beim Kurfürsten gut angeschriebenen<br />

Baronin von Galen zu verteidigen (ebd. S. 342). Mit englischer und vielleicht

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