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Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

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280 3. Historische Übersicht<br />

besaß große diplomatische Erfahrungen (GS NF 17,1 S. 158 ff.) , die er unter<br />

seinem Oheim erworben hatte. Corfey rühmt ihm nach, das stift <strong>Münster</strong> habe<br />

nimmer besser floriert als unter seine regierung (MGQ 3 S. 275). Als münsterischer<br />

Geheimer Rat, Oberjägermeister, Präsident der Hofkammer und Weltlicher Hofrichter<br />

kannte Plettenberg sich auch in der inneren Verwaltung vortrefflich aus.<br />

Seit dem 30. September 1687 verwaltete er überdies das Generalvikariat. Unter<br />

ihm errang das Fürstbistum <strong>Münster</strong> wieder eine selbständigere Stellung in der<br />

Politik. Zwar besaß das Domkapitel aufgrund eines kaiserlichen Indults Maximilians<br />

II. das Recht, die Regierung ein Jahr zu behalten und die Einkünfte zu<br />

genießen, doch trat es am 15. August 1688 gegen Zahlung von 6000 Rtl. alle<br />

Rechte an Plettenberg ab.<br />

<strong>Das</strong> bedeutete nicht, daß Friedrich Christian die bisherigen Grundtendenzen<br />

der Politik über den Haufen warf. Er behielt vielmehr die frankreichfreundliche<br />

Einstellung seiner Vorgänger bei. Als es im Spätsommer 1688 darum ging, die<br />

Reichsstadt Köln vor einer französischen Besetzung zu retten und die Kurfürsten<br />

von Brandenburg und der Pfalz den Bischof um Militärhilfe baten, wich er<br />

aus. Der mangelhafte Zustand des münsterischen Heeres und die von französischen<br />

Subsidien ausgehenden Verlockungen rieten dem Realpolitiker zur Neutralität,<br />

ohne daß er sich direkt Reichsinteressen entgegenstellte.<br />

<strong>Die</strong> Folgezeit rechtfertigte sein Verhalten. Als die französischen Heere nach<br />

dem Kriegsmanifest vom 24. September in Deutschland einbrachen, setzten sie<br />

sich im Herzogtum Westfalen und im Vest Recklinghausen fest, verschonten<br />

aber das Fürstbistum <strong>Münster</strong>. Wilhelm Egon von Fürstenberg begnügte sich<br />

mit der Postierung französischer Regimenter an den münsterischen Grenzen,<br />

um den Bischof von jedem Gedanken eines Parteiwechsels abzuschrecken.<br />

Wollte Friedrich Christian sich mehr Eigenständigkeit verschaffen, mußte er<br />

an die Aufstellung weiterer Regimenter denken, was nur mit Hilfe von Subsidien<br />

möglich war. Seit dem Tode Christoph Bernhards von Galen war das Heerwesen<br />

vernachlässigt worden. <strong>Die</strong> Landesfestungen befanden sich in kläglichem Zustand.<br />

Um das Heer auf etwa 6000 Mann zu bringen - Subsidien fehlten -<br />

nahm der Bischof ohne Zustimmung der Landstände 100 000 Rtl. Kredit auf.<br />

Nachträglich stimmte das Domkapitel unter der Auflage zu, zukünftige Subsidien<br />

ausschließlich zur Tilgung dieser Schuld zu verwenden.<br />

Der am 27. Dezember 1688 von den norddeutschen "Armierten" unter Führung<br />

Kurbrandenburgs geschlossene Defensivbund zur Sicherung der Städte<br />

Frankfurt, Koblenz und Köln erweckte den Verdacht, er ziele auf Unterdrükkung<br />

der geistlichen Fürsten. Der Bischof geriet in Angst, es könne auch ihm<br />

gelten, zumal der kurbrandenburgische Feldmarschall Hans Adam von Schöning<br />

die Festungen Dorsten und Recklinghausen am 17. Februar 1689 besetzte und<br />

die münsterischen Truppen vertrieb. Kurbrandenburgische Werbungen, dem<br />

Bündnis gegen Frankreich beizutreten, wich Plettenberg aus. Erst als der Kaiser

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