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Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

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§ 15. Zeitalter der Konfessionalisierung 261<br />

westfälische Katholizismus hinnehmen mußte" (Schröer, Erneuerung 2<br />

S. 323).1) Mangelhafte Abstimmung zwischen Fürst, Domkapitel, Landständen,<br />

Stadt und Jesuiten trugen die Hauptschuld am Mißerfolg. Der Fehlschlag stellte<br />

dem <strong>Bistum</strong> <strong>Münster</strong> ein Armutszeugnis aus, zumal im protestantischen Zwergterritorium<br />

Bentheim-Steinfurt ein Gymnasium illustre mit akademischen Rechten<br />

bestand und die winzige calvinistische Universität Harderwijk für die Doktorierung<br />

der münsterischen Juristen herhalten mußte.<br />

Abgesehen von den ersten sechs und den beiden letzten Regierungsjahren<br />

stand die Zeit Kurfürst Ferdinands unter dem Vorzeichen des Dreißigjährigen<br />

Krieges. <strong>Das</strong> Stift <strong>Münster</strong> behauptete, neutral zu sein, wurde aber als Besitz<br />

eines bayerischen Prinzen wohl oder übel als Glied der Liga angesehen, nicht<br />

zu Unrecht, da Herzog Maximilian schon 1619 von seinem jüngeren Bruder<br />

Ferdinand Beiträge zur Niederwerfung des böhmischen Aufstandes forderte und<br />

das Domkapitel insgeheim, ohne Wissen der Ritterschaft und Städte, finanzielle<br />

Leistungen für die Liga erbrachte. Zum Glück blieb das Stiftsgebiet von Einfällen<br />

des gefürchteten "Tollen Christian", Herzog Christians von Braunschweig,<br />

in den ersten Kriegsjahren weitgehend verschont. Erst Anfang November 1620<br />

brach der protestantische Parteigänger Graf Ernst von Mansfeld aus den Niederlanden<br />

in das <strong>Münster</strong>land ein. Nach Ausbeutung der Ämter Ahaus und<br />

Horstmar zog Ernst in das Emsland ab, vertrieb dort die Jesuiten und hinterließ<br />

eine Besatzung in Meppen. <strong>Die</strong> durch sein undiszipliniertes Heer angerichteten<br />

Schäden waren beträchtlich. Kurfürst Ferdinand wollte ligistische Truppen zum<br />

Schutz des Landes heranführen, stieß aber auf den energischen Widerstand der<br />

Stiftsstädte, die sehr wohl wußten, daß die Stationierung katholischer Verbände<br />

in ihren Mauern das Ende der Religionsfreiheit bedeutete. Warendorf übernahm<br />

die Vorreiterrolle. Nur Telgte fügte sich dem fürstlichen Verlangen, später gezwungenermaßen<br />

auch Ahlen. D ie katholischen Gruppen Anholts mußten so<br />

den Winter auf dem Lande verbringen. Bei besserer Witterung setzte aber sofort<br />

der Angriff auf die Städte ein. Dülmen ergab sich beim ersten Kanonenschuß<br />

am 12. Februar 1623. Coesfeld und die anderen Stiftsstädte folgten. Nur Warendorf<br />

hielt sich bis zum 2<strong>1.</strong> Juni d. J. <strong>Die</strong> Folgen der ligistischen Besetzung bedeuteten<br />

für die Städte eine Katastrophe. <strong>Die</strong> Eroberer verlangten Ersatz für die<br />

bei der Belagerung entstandenen Kosten. <strong>Die</strong> Städte verloren die Akziseeinkünfte<br />

und ihre Privilegien. Bürgermeister und Räte wurden nunmehr vom Landesherrn<br />

ernannt. Mit der politischen war auch die religiöse Freiheit der Bürger<br />

dahin. Viele wohlhabende Bürger protestantischer Konfession wanderten unter<br />

dem Eindruck der Niederlage in die Niederlande aus. <strong>Die</strong> damit verbundenen<br />

1) Alwin HANSCHMIDT, <strong>Die</strong> erste münstersche Universität 1773/80 -1818. Vorgeschichte,<br />

Gründung und Grundzüge ihrer Struktur und Entwicklung (<strong>Die</strong> Universität<br />

<strong>Münster</strong> 1780-1980 hg. von Heinz DOLLING ER. 1980 S. 3-28).

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