06.08.2013 Aufrufe

Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

§ 26. Verhältnis des <strong>Bistum</strong>s zu Kaiser und Reich 367<br />

<strong>Die</strong> Beziehungen des <strong>Bistum</strong>s <strong>Münster</strong> zum Heiligen Stuhl gewannen niemals<br />

die Dichte der Verbindungen zu Kaiser und Reich, besonders bis zum Investiturstreit.<br />

Selbst während der konfessionellen Streitigkeiten, als die hiesigen Bischöfe<br />

der lutherischen Auffassung zuneigten, wurden Teilhaberschaft am Heiligen<br />

Römischen Reich und Unterordnung unter den König bzw. Kaiser als<br />

Reichsoberhaupt nicht in Frage gestellt, auch nicht unter politisch verhältnismäßig<br />

selbständigen Fürstbischöfen nach dem Westfälischen Frieden von 1648.<br />

<strong>Das</strong> mangelnde Interesse deutscher Könige und Kaiser am nordwestdeutschen<br />

Reichsgebiet, wie es sich seit der Stauferzeit beobachten läßt, darf keinesfalls als<br />

"Reichs ferne" gedeutet werden. Mögen sie nach Lothar IH. die westfälischen<br />

Bistümer auch so gut wie niemals besucht haben, so blieb in diesen Ländern<br />

das Bewußtsein der Reichszugehörigkeit wacher als in manchen großen Fürstentümern<br />

Süddeutschlands. Man wußte nur zu gut, daß die Existenz dieser politisch<br />

schwachen Territorien nur innerhalb des Reichsverbandes vorstellbar war.<br />

Besonders in gefahrvollen Epochen entsann man sich gern der Schutzfunktion<br />

der Reichsverfassung, wenn die dahinterstehende effektive Macht auch schon<br />

damals nicht allzu hoch veranschlagt wurde.<br />

Grundsätzlich gilt deshalb für das Hochstift <strong>Münster</strong> wie für andere Fürstentümer,<br />

daß diese, und am allermeisten die geistlichen Fürstentümer, "ohne den<br />

Bezugspunkt des Reiches nicht gedacht werden" können (Moraw S. 121).<br />

Der Doppelcharakter des sakralen deutschen Königtums und des Kaisers als<br />

weltliches Oberhaupt der Christenheit sowie obersten Lehnsherrn brachte es bis<br />

zum Investiturstreit mit sich, daß die mittelalterlichen Bischöfe in allen deutschen<br />

Bistümern vom König ausgewählt und eingesetzt wurden (§ 20). Obgleich<br />

sie noch nicht Territorialherren waren, nahmen die Bischöfe, so auch in <strong>Münster</strong>,<br />

hohen Anteil an der Reichspolitik, in die sie als Mitglieder der Reichsaristokratie<br />

ohnehin eingebunden waren. Dem König dienten sie als Helfer und Berater.<br />

Einige von ihnen gingen aus der Hofkapelle, später aus der Reichskanzlei<br />

hervor, befanden sich also bereits vor ihrer Einsetzung als Bischöfe in einem<br />

persönlichen <strong>Die</strong>nstverhältnis zum König. <strong>Die</strong> Viten der Bischöfe (Bd. 2) spiegeln<br />

das Bild geistlicher Würdenträger, die mehr oder weniger stark im Reichsdienst<br />

aufgingen, in einigen Fällen sogar nur wenig Zeit für ihre <strong>Diözese</strong> fanden.<br />

<strong>Die</strong> rechtlichen Grundlagen der Verbindung zwischen König und Bischof<br />

sind vielfältiger Natur. Dabei ist im Laufe der Zeit eine Verschiebung der<br />

Schwerpunkte erkennbar. Grundsätzlich steht fest, daß ein Reichsbistum im Mittelalter<br />

nicht Eigentum des Reiches oder des Königs war, sondern ein "Glied"<br />

des Reiches, der Bischof demgemäß als Teilhaber am Reich anzusehen war. So<br />

taucht lange vor der Ausbildung eines Territoriums, von manchen verwundert<br />

konstatiert, bei münsterischen Bischöfen der Titel princeps auf. Der Bischof verwaltete<br />

seine Kirche, ein Glied des Heiligen Reiches, im fürstlichen Rang stellvertretend<br />

für den <strong>Bistum</strong>sheiligen, den Apostel Paulus (Minninger S. 59).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!