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Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

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§ 12. <strong>Die</strong> Epoche der großen westfälischen Fehden 181<br />

<strong>Die</strong> Verschlechterung seiner Lage veranlaßte ihn, gegen alle vorzugehen, die<br />

Sympathien für Konrad von <strong>Die</strong>pholz andeuteten oder auch nur in diesen Verdacht<br />

gerieten. Am 1<strong>1.</strong> März 1454 erzwang er die Wahl eines neuen, nur aus<br />

seinen Anhängern bestehenden Rates. 21 Mitglieder entstammten den Gilden<br />

und der Gemeinheit. Nur drei Erbmänner waren noch in ihm vertreten. Damit<br />

trat ein von Graf Johann gelenktes Regiment der sozial unterhalb des Patriziats<br />

angesiedelten Volksklassen - der Name einer demokratischen Stadtverfassung<br />

hierfür wäre unangebracht - an die Stelle des herkömmlichen, von der Stadtaristokratie<br />

bestimmten Rats.<br />

<strong>Das</strong> Jahr ging mit einer deutlichen Stärkung der walramisch-utrechtischen<br />

Partei zu Ende. Auf Anhalten Walrams erklärte der Papst am 24. November alle<br />

Appellationen gegen geistliche Zensuren für ungültig, die Gegner Walrams an<br />

ihn gerichtet hatten. Denjenigen, die nachträglich den päpstlichen Befehlen Gehorsam<br />

leisteten, wurde dagegen Lossprechung vom Banne zugesagt. Als erste<br />

Stadt kam am 22. Mai 1454 Coesfeld in diesen Genuß. In ihr schlug Walram<br />

seine Residenz auf (ebd. S. 98*) .<br />

In der Stadt <strong>Münster</strong> regten sich Widerstände gegen das Gewaltregiment<br />

des Stiftverwesers Johann von Hoya. Unter dem Einfluß aristokratischer Kräfte<br />

forderte der Hansetag vom 17. Oktober 1454 die Wiederherstellung der alten<br />

Ratsverfassung (ebd. S. 382 ff. Nr. 302). Da von Herzog Johann von Kleve im<br />

Augenblick wegen seiner Heirat keine Hilfe zu erwarten war, wandte sich Johann<br />

von Hoya an den armen, aber kriegerischen Herzog Friedrich von Braunschweig-Lüneburg,<br />

der für Geld sofort bereit war, den Fehdehandschuh anzulegen.<br />

Zu Anfang Juni zog dieser mit dreihundert Reitern in <strong>Münster</strong> ein. Raubend<br />

und brennend verheerte Johann von Hoya mit seinem neuen Verbündeten die<br />

Gegend um Coesfeld und die Grafschaft Bentheim. Erzbischof <strong>Die</strong>trich und<br />

seinem Bruder Walram fehlte nach der Verpfändung der letzten Einnahmequellen<br />

das Geld, um einzuschreiten. Erst im Juli tauchte ein erzbischöfliches Heer<br />

bei Dülmen auf. Graf Johann legte sich ihm gegenüber bei Bösensell in ein<br />

Lager. Er erkannte die zahlenmäßige Überlegenheit des Feindes und rief verzweifelt<br />

Johann von Kleve zu Hilfe. Tatsächlich nahte ein klevisches Heer, aber<br />

so langsam, daß Johann von Hoya die Geduld verlor, diesem entgegenzog und<br />

sich dabei von Herzog Friedrich trennte, der bei VarIar auf seine Rückkehr<br />

warten sollte, ein kapitaler Fehler, den das moersische Heer erkannte und sofort<br />

auf das ungeordnet bei Varlar liegende Kontingent Herzog Friedrichs losging,<br />

an seiner Spitze Erzbischof <strong>Die</strong>trich, die Bischöfe Rudolf von Utrecht und Walram<br />

von <strong>Münster</strong>, Graf Bernhard von Bentheim-Steinfurt, Bernhard zur Lippe<br />

und Konrad von <strong>Die</strong>pholz. Herzog Friedrich erlitt eine vernichtende Niederlage<br />

und geriet in Gefangenschaft. Unter den Gefallenen befanden sich auch dreißig<br />

münsterische Bürger (18. Juli 1454). Entschlossene Ausnutzung des Erfolges<br />

hätte Walram den Endsieg beschert, aber dessen militärische Anführer hielten

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