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Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

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224 3. Historische Übersicht<br />

fühlte sich der Kaiser stark genug, den Kampf gegen Hessen und Kursachsen<br />

aufzunehmen. Sein Feldherr Maximilian Egmont Graf von Büren beabsichtigte,<br />

die Bistümer Köln und <strong>Münster</strong> zu besetzen, um den Landgrafen von Norden<br />

anzugreifen. Bevor die protestantischen Grafschaften Westfalens einen Schutzbund<br />

bilden konnten, marschierten kaiserliche Verbände am 9. Januar 1547 bei<br />

Rauschenburg in das <strong>Münster</strong>land ein und wandten sich gegen Tecklenburg.<br />

Schon am 27. d. M. gab der Tecklenburger den ungleichen Kampf auf. Der<br />

Kaiser verlieh seinem Feldherrn die Grafschaft Lingen. Auch die anderen Grafschaften<br />

sowie die Städte Osnabrück und Minden kapitulierten. Kaiserliche<br />

Kommissare übertrugen am 24. d. M. die Verwaltung des Erzstifts dem bisherigen<br />

Koadjutor Adolf von Schaumburg.<br />

An eben diesem Tage wurde das schmalkaldische Heer bei Mühlberg an der<br />

EIbe vernichtet, Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen gefangengenommen.<br />

Politisch stand der Protestantismus vor dem Untergang. Der siegreiche Kaiser<br />

nutzte den Augsburger Reichstag von 1547/48 zum Erlaß des sogenannten Interims,<br />

das im wesentlichen die Wiederherstellung der alten Kirche bei einigen<br />

Zugeständnissen an die lutherischen Konfessionsverwandten vorsah (15. Mai<br />

1548). Für die katholischen Obrigkeiten galt die Formufa confessionis vom 9. Juli<br />

d. J. Beide Erlasse sollten bis zum nächsten Konzil gelten, doch fanden sie in<br />

Norddeutschland kaum Anerkennung. Nur Erzbischof Adolf von Köln setzte sich<br />

energisch für die Formula ein und drang darauf, daß sie auch in den drei Stiften des<br />

Franz von Waldeck publiziert wurde. Bischof Franz befahl auch am 3. März 1551<br />

allen Priestern, ihre Konkubinen abzuschaffen (AV u.). Sein Mandat blieb aber<br />

ohne Wirkung, zumal Konkubinat der Geistlichen und Laienkelch zu fest im Bewußtsein<br />

der Betroffenen verwurzelt waren und der Bischof selbst sich nicht daran<br />

hielt. <strong>Das</strong> Domkapitel und die ihm angehörenden Archidiakone zeigten sich unwillig,<br />

Maßnahmen zur Wiederherstellung der alten Ordnung zu ergreifen.<br />

Von den Landständen in die Enge getrieben, finanziell am Ende seiner Kräfte<br />

und von katholischer Seite zu demütigenden Zugeständnissen in der Reformationsfrage<br />

gezwungen, verbrachte Franz von Waldeck seine letzten Lebensjahre.<br />

Seine Osnabrücker Stände verboten ihm den Zutritt zum Stift solange, bis er<br />

die durch den kaiserlichen Einfall verursachten Schäden vergütet hätte. Im Jahre<br />

1553 verlor er das Stift Minden an seinen Todfeind Heinrich d. J. von Braunschweig-Wolfenbüttel.<br />

Dessen Sohn Philipp Magnus durchzog im Sommer alles<br />

verwüstend die Stifte Franz', um Rache für die Vertreibung seines Vaters aus<br />

dem angestammten Fürstentum zu nehmen. Philipp von Hessen verweigerte<br />

dem unglücklichen Bischof jede Hilfe gegen den Räuber, verbittert über das<br />

Verhalten des Franz von Waldeck während seiner eigenen Gefangenschaft.<br />

Im Angesicht solchen Unheils starb der Bischof (15. Juli 1553). <strong>Das</strong> Domkapitel<br />

wußte, daß es einer starken Persönlichkeit bedurfte, um das Stift aus der<br />

politischen und wirtschaftlichen Katastrophe zu ziehen, aber auch eines theolo-

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