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Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

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24 <strong>1.</strong> Quellen, Literatur, Denkmäler<br />

lich der Hauptstadt einen willkommenen Stützpunkt des Landesherrn gegenüber<br />

dem unbotmäßigen Stiftsadel. <strong>Die</strong> Sage von einer Vorgängerburg des Geschlechts<br />

von Meinhövel, das wahrscheinlich damals innerhalb der Stiftsministerialität<br />

eine Führungsrolle innehatte, geht wohl auf diese Zusammenhänge zurück.<br />

<strong>Die</strong> Existenz der Vorgängerburg ist unbewiesen und auch unwahrscheinlich.<br />

<strong>Die</strong> von Bischof Ludolf errichtete Burg bestand aus einem achteckigen Turm,<br />

der von Wassergräben und Wällen umgeben war. Der Turm besaß mehrere<br />

Stockwerke, von denen das über dem untersten Geschoß liegende dem Bischof<br />

als Wohnung diente. <strong>Die</strong> Zimmerhöhe übertraf hier die der anderen Geschosse.<br />

Bischof Florenz von Wevelinghoven (1364 - 1378) paßte den Bau an die gestiegenen<br />

Ansprüche hinsichtlich Qualität der Wohnungen an und fügte einen<br />

großzügigen Zweiflügelbau hinzu. Der alte Turm wurde in die Gesamtanlage<br />

einbezogen, besaß aber keine Verbindung zu den neuen Gebäuden. <strong>Die</strong> genauen<br />

Verhältnisse des Schlosses gibt ein von dem Baumeister Johann Krafft im Jahre<br />

1650 angefertigter Plan wieder. <strong>Die</strong> Burg war etwa 45 m breit und 50 m lang,<br />

allseits von Wasser umgeben. Der alte Graben um den Turm ließ sich damals<br />

noch gut erkennen.<br />

<strong>Die</strong> Wolbecker Burg erfreute sich bei den Fürstbischöfen großer Beliebtheit,<br />

besonders wegen ihrer wald- und wildreichen Umgebung. Der heutige, noch<br />

immer ausgedehnte "Tiergarten" - d. h. Hirschpark - bildet den Rest des<br />

einstigen Jagdreviers. Trotz der relativen Nähe zur Hauptstadt gewährte die Burg<br />

den Fürstbischöfen Sicherheit vor Überfällen der widerspenstigen Bürgerschaft.<br />

So gewann Wolbeck seit der Mitte des 13. Jahrhunderts eine weit höhere Bedeutung<br />

für den Bischof als die Hauptstadt <strong>Münster</strong> selbst. Von Wolbeck aus hielten<br />

die Fürstbischöfe ihren traditionellen Einzug in die Stadt.<br />

Außerdem bildete die Burg den Mittelpunkt eines ausgedehnten Verwaltungsbezirks,<br />

des Amtes Wolbeck, das zwischen Ems und Lippe das gesamte Zentralmünsterland<br />

umfaßte, nominell sogar die Stadt <strong>Münster</strong>. Innerhalb der Amtsgrenzen<br />

konzentrierte sich der Hauptteil der bischöflichen Besitzungen. Ein<br />

bischöflicher Amtmann (o/.ficiatus) ist seit 1243 nachweisbar. Er residierte ebenfalls<br />

auf der Burg. Seit dem 16. Jahrhundert bürgerte sich die Erblichkeit des<br />

Drostenamts, d. i. der Amtsinhaber, in Händen der damaligen Besitzerfamilie,<br />

derer von Merveldt, ein. <strong>Die</strong>trich von Merveldt, der wesentlich an der Niederwerfung<br />

der Hauptstadt im Jahre 1535 beteiligt war, erbaute sich und seinen<br />

Nachkommen das noch stehende Burgmannshaus am Steintor im Stile der Weserrenaissance,<br />

das heute meist als "Schloß Wolbeck" bezeichnet wird, aber nicht<br />

mit dem ehemaligen fürstbischöflichen Schloß nördlich des Wigbolds Wolbeck<br />

1) identisch ist.<br />

1) Mit Wigbold werden im <strong>Münster</strong>land kleinere Siedlungen städtischen Charakters<br />

bezeichnet, die sich nicht zu einer vollen Stadt im rechtlichen Sinne entwickelten (Heinz<br />

STOOB, Minderstädte. Formen der Stadtentwicklung im Spätmittelalter: VjschrSozial­<br />

WirtschG 46. 1959 S. 1-28) .

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