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Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

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§ 59. Münzwesen 717<br />

ausgenommen die Regierungszeit Bischof Burchards (1098 -1118), dessen Münzen<br />

auf der Vorderseite sein Brustbild mit Krummstab und entstelltem Bischofsnamen,<br />

auf der Rückseite die erwähnte Kirchenfront aufweisen (ebd. S. 52 ff).<br />

Verantwortlich dafür dürfte die Herkunft des Bischofs aus Kärnten und seine<br />

frühere Tätigkeit in Italien sein. Ihm werden italienische Vorbilder vor Augen<br />

gestanden haben.<br />

Unter Bischof Otto von Oldenburg (1203-1218) tritt an die Stelle des bischöflichen<br />

Brustbildes bzw. der Kirchenfront das Brustbild des Hl. Paulus mit<br />

Umschrift + SANCTVS PAVLVS (ebd. S. 66-72). Dagegen kehrten alle späteren<br />

Bischöfe zum - verschieden gestalteten - Bischofsbild zurück. <strong>Die</strong> Rückseiten<br />

schmückte entweder eine Kirchenfront, ein von Kugeln begleitetes Kreuz<br />

oder der Hl. Paulus. Im 15. Jahrhundert treten auch Wappen der Bischöfe oder<br />

das Stiftswappen hinzu. <strong>Die</strong> Münzen werden stärker ausgeschmückt. Wegen<br />

ihrer engen Bindung an den jeweiligen Bischof werden diese Münzen unter den<br />

Bischofsviten aufgeführt.<br />

Insgesamt zeichnet sich im münsterischen Münzwesen eine relativ hohe Konstanz<br />

ab. Der münsterische Pfennig bewahrte nach der Auflösung der ursprünglichen<br />

Münzeinheit um 1100 sein hergebrachtes Gewicht von etwa 1,35 g. Sein<br />

stabiler Kurs führte dazu, daß er auswärts Nachahmung fand, ja zu Fälschungen<br />

verführte, wie aus der Erlaubnis Papst Innocenz' IV von 1246 für Bischof Ludolf<br />

hervorgeht, den Kirchenbann über falsatores et immutatores münsterischer<br />

Münzen zu verhängen (Berghaus, Münzgeschichte S. 9 f.). In <strong>Münster</strong> geprägte<br />

Münzen fanden im ganzen europäischen Norden von Skandinavien bis zum<br />

Ural Verbreitung, zum großen Teil durch Wikinger-Händler (bis 1120/30). Daneben<br />

wurden im Hochstift vorwiegend Soester und Dortmunder Pfennige gebraucht,<br />

im westlichen <strong>Münster</strong>land auch Münzen aus Deventer (ebd. S. 5 f.).<br />

Um 1210 ereignete sich ein Umbruch im Münzwesen, als der englische Sterling-Penny<br />

aus der Münzstätte Winchester an Beliebtheit gewann. <strong>Die</strong> münsterischen<br />

Präger ahmten diesen Typ nach, anfangs fast wie eine Fälschung anmutend,<br />

mit der Beschriftung HENRI ON L VNDE, doch trat bald MONASTE­<br />

RIVM an dessen Stelle. Der Kopf des Stiftspatrons St. Paulus wies außerdem<br />

deutlich auf die Herkunft der Münze hin. Um 1240 war der "Sterlings spuk" in<br />

<strong>Münster</strong> verflogen, als er andernwärts erst richtig einsetzte (ebd. S. 11 f.).<br />

Um das Jahr 1390 endete die Pfennigprägung. <strong>Die</strong> bis dahin einzige Münze<br />

im Geldumlauf genügte dem wachsenden Handelsverkehr nicht mehr. Der<br />

Kaufmann benötigte größere Münzsorten, die nun aus dem Ausland einströmten:<br />

Dukaten, Ecus d'or, englische Nobles und die Grossi Turonenses (Groschen)<br />

(ebd. S. 16 f.), schließlich der Florentiner Goldgulden (Florin), der sich<br />

um die Wende zum 15. Jahrhundert als Leitwährung im Reiche durchgesetzt<br />

hatte (Hess). Der zunehmenden Unübersichtlichkeit im Münzwesen suchte die<br />

Stadt <strong>Münster</strong> im Interesse eines ungestörten Marktverkehrs durch Aufdrücken

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