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Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

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252 3, Historische Übersicht<br />

stift traf die Kommission nur einen einzigen katholischen Pastor an, Walter<br />

Linen in Meppen, der aber in Wildeshausen lebte und groteske Lücken in seinen<br />

theologischen Kenntnissen aufwies. Er kannte weder den Wortlaut des apostolischen<br />

Glaubensbekenntnisses, noch konnte er die sieben Sakramente aufzählen,<br />

von deren Wesen ganz zu schweigen. Unter dem Brevier verstand er seinen<br />

Katechismus. Er lebte mit einer Frau zusammen, hatte . zwei Söhne und vier<br />

Töchter (ebd. S. 239 ff.).<br />

<strong>Die</strong> wenigen Andeutungen lassen erkennen, auf welch schwierige Aufgaben<br />

der Geistliche Rat stieß. Ganz besonders galt das für seine Maßnahmen in den<br />

Städten, die grundsätzlich jeder Kontrolle und jedem Eingriff mißtrauisch begegneten.<br />

Im Streit um die Schatzung und Akzise mit den Statthaltern hatten<br />

die Stifts städte gerade erst, am 15. Juli 1600, untereinander ein Bündnis geschlossen.<br />

Sie mußten einen bewußten Angriff auf ihre Privilegien vermuten,<br />

wenn die Regierung ihnen am 22. Dezember 1601 vorschreiben wollte, in Zukunft<br />

nur katholische Bürgermeister und Ratsmitglieder zu wählen. <strong>Die</strong> Forderung<br />

verstieß offenkundig gegen die Wahlfreiheit der Städte. Auch die im März<br />

1604 an die Pfarrer ergangene Weisung, Nichtkatholiken das Begräbnis zu verweigern,<br />

löste Empörung aus. Auf dem Lambertikirchhof zu <strong>Münster</strong> kam es<br />

zu Tumulten und gewaltsamer Durchsetzung der Bestattung eines protestantischen<br />

Bürgers.<br />

Wesentliche Erfolge erbrachten derartige Zwangsmaßnahmen nicht. Im Gegenteil:<br />

<strong>Die</strong> auf Wahrung ihrer alten Rechte bedachten Städte versteiften ihren<br />

Widerstand, nicht anders der sich auf die Constitutio Ferdinandea stützende Stiftsadel.<br />

Er berief sich auf die ihm darin verbriefte Gewissens- und Glaubensfreiheit.<br />

Verwandtschaftliche Beziehungen des münsterländischen Adels in die Niederlande<br />

und die durch politische Konsolidierung der Vereinigten Provinzen<br />

erfolgte Stärkung calvinistischen Einflusses ließen dem Katholizismus kaum einen<br />

Zugang zu den Adelshäusern. In den Städten und im Adel verband sich<br />

so die Wahrung ständischer bzw. bürgerlicher Rechte mit der Verteidigung der<br />

Religions- und Gewissensfreiheit (Schröer, Erneuerung 2 S. 241 ff.).<br />

Verfechter eines entschieden katholischen Kurses in den Städten waren nur<br />

die Jesuiten. <strong>Die</strong> Patres wirkten hauptsächlich als Prediger und Schullehrer. Sie<br />

stießen anfangs auf mißtrauische Ablehnung der Bürger, mußten sich aber auch<br />

gegen die bereits in diesen Bereichen tätigen Bettelorden durchsetzen. Der alte<br />

Domprediger Nikolaus Steinlage, ein seit fast fünfzig Jahren wirkender Dominikaner,<br />

starb an einem Herzanfall, als Pater Brillmacher im Dom einen zweiten<br />

Predigtstuhl aufstellte (ebd. S. 245).<br />

<strong>Die</strong> bedeutendsten Erfolge erzielten die Jesuiten nach Übernahme der münsterischen'<br />

Domschule. <strong>Die</strong>ses Gymnasium Paulinum hatte schon einmal um<br />

1500 als humanistische Lehranstalt eine große Blüte erlebt, war aber in den<br />

Täuferwirren zugrundegegangen. Nach 1535 erreichte es seine alte Bedeutung

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