06.08.2013 Aufrufe

Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

Das Bistum Münster 7,1. Die Diözese - Germania Sacra

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

76 3. Historische Übersicht<br />

finger (Wenskus S. 91 f.), doch läßt sich seine genaue Herkunft nicht weiter<br />

eingrenzen. Wahrscheinlich gehört er in das Geschlecht der Haolde. Über die<br />

königliche Kapelle und das Domstift Hildesheim, das Hausstift der Liudolfinger,<br />

stieg Dodo auf. Er begleitete Kaiser Otto <strong>1.</strong> auf seinem Italienzug von 964 und<br />

brachte sich dort durch rücksichtslose Reliquienjägerei in größte persönliche<br />

Gefahr (Dümmler, Otto <strong>1.</strong> S. 367 f.). <strong>Die</strong> Kirchen in Magdeburg, Halberstadt,<br />

Quedlinburg und St. Michael in Lüneburg empfingen reiche Bestände aus den<br />

mitgebrachten Reliquien (ebd. S. 378 f.; MGH.SS.23 S. 83). Nach <strong>Münster</strong> gelangten<br />

Partikel der Hll. Victorinus und Florianus (GS NF 17,1 S.415).<br />

Obgleich kein Zweifel daran bestehen kann, daß Dodo das <strong>Bistum</strong> <strong>Münster</strong><br />

von Otto <strong>1.</strong> empfing, setzt es in Erstaunen, daß er sich so wenig in kaiserlicher<br />

Nähe finden läßt. Nach der Italienfahrt erscheint er nur noch 972 auf der Synode<br />

von Ingelheim in der Gesellschaft des Kaisers (RegEbfKöln 1 S. 156<br />

Nr. 506). Stattdessen widmete er seine Kräfte energisch einer Neuordnung der<br />

Verhältnisse an seiner Kathedrale, indem er das Nebeneinander eines Kapitels<br />

in der Marienkirche und im Paulusdom beseitigte. <strong>Die</strong> heftig widerstrebenden<br />

Kanoniker der Marienkirche, d. h. des alten liudgerischen Doms, zwang er, in<br />

die Pauluskirche überzusiedeln, die schon seit langem als Kathedrale diente.<br />

Möglicherweise behielten die gegen ihren Willen Verpflanzten im Dom einen<br />

Sonderstatus bei. <strong>Die</strong> Bezeichnung des Westchors als "Alter Chor" und dessen<br />

Marienpatrozinium könnten in diese Richtung weisen. Zahlreiche Kirchenschätze<br />

und wertvolle liturgische Bücher gingen bei der erzwungenen Übersiedlung<br />

unwiederbringlich verloren (MGQ 1 S. 13).<br />

Dodo scheint demnach seine unbekümmerte Tatkraft, die er schon beim<br />

Reliquiensammeln in Italien bewiesen hatte, auch in <strong>Münster</strong> nicht gezügelt zu<br />

haben. <strong>Die</strong> Trennung des bischöflichen vom domkapitularischen Gut machte<br />

dadurch sicherlich einen weiteren Schritt nach vorn. <strong>Die</strong> endgültige Scheidung<br />

dürfte jedoch erst kurz nach der Jahrtausendwende stattgefunden haben (GS<br />

NF 17,1 S. 133). Dagegen konnte von einer vita communis von Bischof und Domkapitel<br />

bereits zu Zeiten Dodos nicht mehr die Rede sein. <strong>Die</strong> "Sühne" Rumolds<br />

läßt keinen Zweifel, daß die vita communis schon damals der Vergangenheit angehörte.<br />

<strong>Die</strong> manchmal Liutbert zugeschriebene Errichtung eines bischöflichen Palastes<br />

neben der Domkirche dürfte mit größerer Wahrscheinlichkeit erst von<br />

Dodo vollzogen worden sein (prinz, Mimigernaford-<strong>Münster</strong> S. 138; GS NF<br />

17,1 S. 52).<br />

<strong>Die</strong> am 26. November 980 von Dodo vorgenommene Erhebung der Gebeine<br />

der im Geruche der Heiligkeit in Herzfeld verstorbenen Ida, Witwe Graf Ekberts,<br />

besaß für den mit dem liudolfingischen Kaiserhaus verwandten Bischof<br />

aufgrund der frühen Verschwägerung dieses Hauses mit den Ekbertinern eine<br />

hohe persönliche Bedeutung (Erhard, Reg. 1 S. 138 Nr.648; KsUrkWestf 1<br />

S. 296 u. S. 486 f.; GS NF 10 S. 66 f.; GS NF 12 S. 306).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!